Ich muss an dieser Stelle gleich auf den heutigen Morgen zu sprechen kommen, denn das
ist essenziell für das Folgende. Noch recht schlaftrunken schlich ich mit halb
geschlossenen Augen Richtung Badezimmer, um mich dort dem erbarmungslosen
Urteil unserer Digital-Personenwaage zu stellen. Ich zog sie also unter dem Waschtisch
hervor, stellte sie an und mich anschließend darauf. Ich blickte nach unten und
erschrak. 101,2 Kilogramm, 200 Gramm mehr als am gestrigen Montag. Ich schaute
in den Spiegel, das Gesicht zu Faust geballt und brüllte ein donnerndes „Sauerei!!!“
durch die Wohnung. Meine Frau, die auch heute wieder einen schönen Abnehmerfolg
erzielt hat – es würde aber den Regeln der Höflichkeit vollkommen
widersprechen, wenn ich jemals Zahlen nennen würde – sah mich entgeistert an. „Zugenommen?“ „Ja!“ Ich war stinksauer.
Dieses für einen erfolgsverwöhnten Abnehmer wie mich desaströse Abschneiden
auf der Waage schreit förmlich nach einer Analyse des vergangenen Tages.
Schließlich gibt es verschiedene Faktoren, die Ab- oder Zuhnahme beeinflussen.
Nicht auf dem Klo gewesen? Gesündigt? Nicht bewegt? Falsches abwiegen von
Zutaten? Zu wenig getrunken? Alles Fragen, die ich positiv, also im Sinne der
Diät, für den Montag beantworten kann. Morgens ein Schälchen Joghurt mit ein
paar Flocken Haferkleie, dazu Kaffee. Am Mittag zweieinhalb Scheiben
Rinderbraten, den ich am Sonntag zubereitet habe.
Rezepteinschub! Man nehme:1 kg Steakhüfte oder noch hochwertigeres
Rindfleisch. Darin schneidet man eine Tasche, in die man geviertelte saure
Gurken, Senf und drei bis vier Scheiben Lachsschinken stopft. Den Braten selbst
mit Senf und frischem Thymian einreiben, salzen und Pfeffern. Jetzt gibt es
zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man den Braten kurz, aber richtig heiß
anbraten und schiebt ihn dann ins Ofenrohr. Oder man bettet ihn gleich in den
Ofen und lässt ihn dort bei 120 Grad etwa 2 Stunden garen (Ein Fleischthermometer
zu verwenden ist ratsam, es zeigt den genauen Garpunkt, der zwischen 62 und 65
Grad liegt). Das letzte Viertelstündchen kann der Braten dann die vollen 250
Grad abbekommen und entwickelt so auch einige Röstaromen. Aber Anbraten ist
besser. Ganz geduldige können den Ofen
auch nur auf 80 Grad stellen, dann dauert es gut drei Stunden und das Fleisch
wird noch zarter. Aus dem Bratensaft – sehr viel wird es nicht sein, das Meiste
ist hoffentlich im Fleisch geblieben– lässt sich mit einer großen Zwiebel und
ein paar Gewürzen (Salz, Pfeffer, Majoran, scharfes Paprikapulver) eine
einfache Soße zubereiten. Zwiebeln anbraten, Bratensaft, 250 ml Wasser und
Gewürze dazu, 7 Minuten köcheln lassen, fertig.
Zurück zur Tagesanalyse. Am Abend gab es dann den obligatorischen
Haferkleie-Pfannkuchen. Wir haben uns für die Eiweiß-Variante entschieden, die
für den Cholesterinspiegel verträglicher ist. Dazu einfach das Ei trennen und
das Eigelb nicht verwenden. Meine Frau gönnte sich ein paar Scheiben Roastbeef
dazu, ich machte mir eine Packung Matjes-Hering auf. Und da lag dann wohl das
Problem. Er war in Öl eingelegt. Darauf hatte ich beim Einkauf nicht geachtet. Und
jetzt? Wegwerfen? Meine Oma, die früher drei Löffel Soße vom Mittagessen
aufbewahrt hat, um sie am Abend aufzuwärmen und Brot hinein zu tunken, hätte mich aus dem Himmel mit Blitzen
beschossen! Ela meinte, ich solle den Fisch abtropfen lassen. Ich hab‘ ihn dann
noch lauwarm abgewaschen und so das meiste Öl wohl entfernt. Wer mich jetzt für
bekloppt erklären möchte – bitteschön. Mit dem Pfannkuchen, ein paar
Zwiebelringen und sauren Gürkchen, ganz nach Geschmack, war’s fast wie ein
Fischbrötchen. Anschließend sind wir noch die geforderte halbe Stunde spazieren
gegangen.
Der eigentliche Grund, dass ich heute Morgen schwerer war als gestern, war
aber wohl das Phänomen, dass Salz Wasser im Körper einlagert. 9 Gramm, laut Dr.
Dukan, halten einen Liter für ein bis zwei Tage fest. Und im Matjes findet man
diese Menge leicht. Aber darauf muss man erst mal kommen. Das erinnert mich ein
wenig an die Szene aus dem Monty-Python-Film „Der Sinn des Lebens“, in der der
Tod eine ganze Diner-Gesellschaft dahinraft. Alle wehren sich, wollen es nicht
glauben und rätseln nach über das „Warum“. Ich hab‘ mal das Video dazu
im Sinne des Zitierens verlinkt, die Auflösung beginnt genau bei Minute 5 und hat mit Fisch zu
tun. Aber wer sich die Szenekomplett ansieht, hat mehr davon.
So kann ich also durch den Tag gehen und gespannt dem morgigen Wiegen entgegenfiebern.
Dazwischen liegt noch das entrümpeln des Kellers, der es bitter nötig hat. Und
wie ich den entrümpeln werde!
Also das Rezept mit der Steakhüfte habe ich mir schon mal rauskopiert. Hört sich richtig lecker an. Ist sicher auch was für den Grill.
AntwortenLöschenBis Freitag bist Du unter 100kg - halte durch!
Gruss Reiner
Also, ich würde mir das Ganze auf dem Grill (noch) nicht zutrauen, schlicht und ergreifend, weil ich mit der Materie keine große Erfahrung habe. Ein paar Fleischlappen auf dem Rost ist ja nicht weiter wild, aber einen echten Rinderbraten am Stück... wenn Du es ausprobiert hast, lass mich auf jeden Fall wissen, wie's geht.
AntwortenLöschenUnd was die 100 Kilo am Freitag angeht: Davon gehe ich auch aus. :-)
Viele Grüße, der Lesetoffel
very good post
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