Mir hat mal jemand verraten, dass sich Politiker
gerne vor der Kamera in Talkshows bekriegen, um hinterher gemeinsam ein Bier zu
trinken, gerne auch mal eins mehr. Das muss man sich mal vorstellen: Rot, Grün,
Schwarz und Gelb stehen gemeinsam am Tresen. Fröhlich, über Gott und die Welt
redend, später leicht grölend, noch später sogar lallend. Gemeinsam schauen die
männlichen Vertreter einer weiteren Roten oder neuerdings auch einer Piratin
hinterher. Dabei denken sie Schmutziges, sprechen es vielleicht sogar aus.
Sollte jemand auf den Gedanken kommen, es handele sich beim nun Folgenden um den
Blick hinter die Kulissen einer Polit-Talkshow: Mitnichten.
Es ist nur Rosenmontag. Dann stehen die Farben
nicht für eine politische Gesinnung sondern schlicht für ein Kostüm. Indianer,
Chinese, Marsmensch, afrikanischer Stammeshäuptling, Pirat. Es herrscht die
ganz große Koalition der Ausgelassenheit. Und einer macht mit Ballon-Häkelmütze,
Rasta-Zöpfen und Batikshirt gleich die Jamaika-Koalition. Und die Chinesin verhandelt mit dem Indianerhäuptling
über eine gänzlich unpolitische Kiste. Kopulieren statt koalieren. Multikulti in karnevalistischer R(h)einkultur.
Stadtoberhäupter müssen in den kommenden Tagen
reihenweise die Schlüssel zum Rathaus abgegeben und sind zum Stillschweigen
verdonnert. Ein donnerndes „Hellau“, mehr will das vergnügungssüchtige Volk
nicht hören, und mehr bekommt es auch nicht. Der Stammeshäuptling sagt mit
einem „Ahugagahuga“ mehr über die Lage der Nation aus, als sämtliche kommunale Parlamentsredner
zusammen. Die reihen sich brav in die Fastnachtszüge und ernstbefreite Narretei
ein. Weil sie müssen, das bringt das Amt so mit sich.
Besonders schön: Gegenteilige Meinungen gibt es
kaum, Diskussionsbedarf höchstens über den Grad des Durstes und die einzige
Wahl ist die Getränkewahl. Sicher, der
Humor bewegt sich oft auf der Ebene solcher Kalauer, aber das Leben ist doch
schon kompliziert genug. Ein paar Tage lang trennt sich die Spreu vom Weizen,
bleiben Nicht-Fastnachter daheim bis Aschermittwoch. Höchstens der Pastor fleht
in seiner Sonntagspredigt von der Kanzel, das närrische Treiben doch bitte
nicht zu übertreiben. Sekündchen, Herr Pfarrer, auch Sie sind erst wieder am Mittwoch
dran.
Bis dahin führt die parlamentarische Faschings-Monarchie
erst die Umzüge, dann das Volk an. Der Elferrat hat das Sagen, flankiert vom Prinzenpaar,
und die Bonbons fliegen tief. Brot und Spiele, das hat schon im alten Rom funktioniert
und das nimmt man auch in diesen Zeiten gerne mit.