Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Mittwoch, 7. März 2012

Thailand - Jetzt geht's rund


Nach einem Frühstücksbüfett, das nur noch den Vergleich mit dem Schlaraffenland zulässt, spazierten wir frisch gestärkt in die Lobby des Shangri-La. Dort sollte uns unser Reiseführer abholen. Er ließ uns auch nicht lange warten und erschien um kurz nach 8 Uhr mit einem milden Lächeln im Gesicht, das er in den kommenden Tagen nur selten ablegen sollte. Insgesamt erinnerte er micch sehr stark an die thailändische Ausgabe der Filmfigur Mr. Miyagi aus "Karate Kid". Er nannte auch seinen Namen – das einzige mal, dass wir seinen echten, von den Eltern gegebenen Namen gehört haben. Verstanden haben wir ihn nicht ansatzweise. Aber wir sollten ihn einfach Buddy nennen (ausgesprochen wie die Verniedlichung von Buddha). Sein Deutsch war, um es mit einem Wort zu sagen, miserabel. Er hatte ein Jährchen in Deutschland an der Universität in Bamberg zugebracht, aber das war wohl auch schon eine Weile her.

Markt in Chinatown
Mitgebracht hatte er einen Fahrer, der uns in den kommenden fünf Tagen rund 1000 Kilometer durchs Land chauffierte. Er sprach gar kein Deutsch, lächelte aber gerne, zeigte dabei seine Zahnlücken und zeichnete sich durch ein gewisses rennfahrerisches Können aus. Beim Einladen der Koffer dann die ganz große Überraschung: Anstatt, wie gebucht, den Kleinbus mit noch vier anderen Reisenden zu teilen hatten wir ihn für uns alleine. Die gesamte Reisegruppe bestand aus 10 Personen, wäre also bequem in zwei der Vehikel unterzubringen gewesen. Aber anscheinend hat der örtliche Reiseveranstalter umdisponiert. Vielleicht als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Reiseführer und Fahrer. Wir hatten also Buddy und den Fahrer für uns alleine, was oft von Vorteil war. Nur bei den besonders langen Etappen wären ein paar Mitreisende für ein Schwätzchen zwischendurch, die angenehmere Variante gewesen. Aber das ist Meckern auf eh schon überhöhtem Niveau.

Frühstück?
Also los geht’s, die Koffer verladen, und dann ab nach Chinatown. Dort lebt ein Großteil der etwa 500.000 Chinesen in Thailands Hauptstadt. Sie bilden die größte Gruppe ausländischer Einwohner in Bangkok und lassen ihren Gepflogenheiten freien Lauf. Gegen halb neun kamen wir auf einem Markt an. Raus aus dem Bus und rein ins Getümmel. Alle Wohlgerüche Thailands drohten uns zu erschlagen. Denn zu Bangkoks Super-Smog kam nun och der Geruch zahlreicher Garküchen, Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Menschen, Tiere… im wahrsten Sinne atemberaubend. Frisch gefrühstückt direkt neben gegorenen Fisch stehen zu bleiben und sich einen kaum verständlichen Kurz-Vortrag über Chinatown anzuhören, hatte seinen ganz eigenen Reiz. Immer wieder mussten wir durchfahrenden Autos ausweichen, hatte man links einen Stand genauer betrachtet, ist man rechts an zwei Garküchen vorbeigelaufen. In gewisser Weise faszinierend. Es stellte sich halt immer wieder die Frage: Wie funktioniert das alles?

Orchideen en Masse
Kurz darauf fanden wir uns auf einem wesentlich angenehmer duftenden Blumenmarkt wieder. Wobei auch hier die deutschen Maßstäbe, was das Marktgeschehen angeht, bitte nicht angelegt werden sollten. Man stelle sich einen etwas breiteren Bürgersteig vor, an dessen Hausseite die Geschäfte ihre floristischen Waren feilbieten, und an dessen Straßenseite Thailänderinnen hunderte Jasminkränze flechten. Dazwischen ein kaum 50 Zentimeter breiter Durchgang, in dem einem natürlich auch Menschen entgegenkamen. Buddy hatte da so seine spezielle Technik zum durchdrängeln, denn er schaffte es, zwischen sich und uns, mehrere Meter Abstand zu legen, dabei aber den Vortrag über Thailands Blumenwelt nicht zu unterbrechen. Die Blumenarten boten eine schier unendliche Vielfalt zu unendlich niedrigen Preisen. Ist auch gut so, denn Blumen werden in Thailand zu sehr vielen Anlässen in großer Zahl benötigt. Allein die zehntausenden Tempel müssen regelmäßig ausstaffiert werden, Geburtstage und Hochzeiten gefeiert werden. Wir nahmen uns jeder einen Jasminkranz mit. Sie gelten als Glücks- und Schutzbringer. Konnte für die Reise nichts schaden. So ausgestattet, setzten wir uns in den Bus und traten die erste längere Etappe nach Ayutthaya an.