Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Mitdenken – ein "Guter Vorsatz" für 2012


Das alte Jahr neigt sich seinem selig Ende entgegen. Das ist üblicherweise die Zeit der Rückbesinnung und des Nachdenkens über das Geschehene der vergangenen 365 Tage. Und das war, wie üblich, eine ganze Menge: Euro-Krise, die Fukushima-Katastrophe, das Hochwasser in Thailand, die Frauen-Fußball-WM, der Heimgang von Loriot und so weiter und so fort. Die Liste ließe sich ellenlang fortsetzen, nachzulesen bei den Kollegen von Wikipedia. Daraus ergeben sich die ebenfalls nicht mehr wegzudenkenden guten Vorsätze. Etwas mehr sparen, keinen Atomstrom mehr nutzen, mehr Spenden, öfter Sport treiben, noch öfter lachen. Alles sehr löblich und meistens nach ein paar Tagen wieder vergessen.

Dabei gibt es doch nur den einen wahren Vorsatz, der für alle, würden sie ihn beachten und durchhalten, das Leben unendlich viel einfacher und angenehmer machen würde. MITDENKEN! Es gibt es so viele schöne kleine Dinge, die sich ohne großen Aufwand durch pures Mitdenken in die Tat umsetzen lassen. Und die damit die vielen kleinen nervenden Unannehmlichkeiten des Alltags in Luft auflösen würden. Die großen Probleme dieser Zeit schrumpfen dann im Laufe der Zeit immer weiter, bis sie eine lösbare Größe angenommen haben. Die Evolution hat dem Menschen dafür das entsprechende Werkzeug eingebaut. Es sitzt zwischen einem halben und einem ganzen Meter über dem Gesäß. Nun folgen 10 Verhaltensweisen, denen ein gewisses Mitdenken vorausgehen müsste. Sie sind beliebig erweiterbar und wer Lust hat, kann dies in den Kommentaren sehr gerne tun.

  1. Auf der Rolltreppe den Satz „links gehen, rechts stehen“ beachten.
  2. An der Tankstelle immer an die Säule fahren, die am weitesten vorne frei ist, damit andere problemlos dahinter tanken können.
  3. 3,80 Euro an der Supermarktkasse auch mal bar bezahlen – verkürzt das Warten dahinter ungemein.
  4. Nicht jede kleine Gefühlsregung oder Alltagsbanalität muss auf Facebook verewigt werden – weil es kaum jemanden wirklich interessiert, ob man um 5:53 Uhr „Guten Morgen“ schreibt.
  5. Der Sinn von eingezeichneten Parkmarkierungen ist, dass man das Auto dazwischen parkt – und nicht darauf.
  6. Zusammenhängende Sätze wirken, freundlich ausgesprochen, immer sympathischer als mürrisch dahingeworfene Wortfetzen. Damit kommt man in allen Lebenslagen einfach wesentlich weiter.
  7. Vielleicht nicht allzu viel mehr Geld ausgeben, als man hat – denn minus MAL minus ergibt vielleicht plus, aber minus PLUS minus bleibt immer noch minus. Auch wenn dem Konsumenten gerne etwas anderes vorgegaukelt wird.
  8. Tägliche Maßnahmen zur Körperhygiene sind nicht schmerzhaft.
  9. Vor dem Einsteigen in Bus, Bahn oder Fahrstuhl zunächst die Aussteigewilligen auch aussteigen lassen.
  10. Rückspiegel im Auto sind zum rein- und die eigene Schulter zum drüberschauen da. Und Blinker zum benutzen.


Also:  Einfach mal Mitdenken und sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Guten Rutsch und ein gesundes und gelungenes 2012!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Thailand – One Soup in Bangkok

Abermalige Angriffe scheinbar offiziell gekleideter Tuk-Tuk-Anreißer wussten wir beim Verlassen des Palastes schon prima abzuwehren. Geht ganz einfach: Ignorieren oder dem Nervling ein gepfeffertes „No“ entgegenschleudern. Das „Thank You“ kann man sich dann auch sparen. Wer übrigens Erfahrung mit Urlauben in arabischen Ländern hat, dürfte überrascht sein: Touristen werden in Thailand (mit einigen unrühmlichen Ausnahmen) nicht annähernd so unverschämt „angemacht“ wie im nahen und mittleren Osten. Da kann es mitunter schon mal richtig zur Sache gehen, wenn ein Rudel Kinder von der einen Seite ein „Bakshish“ einfordert und der freundliche Turbanträger von der anderen Seite versucht, einem seine Waren anzupreisen. Die Mentalität ist einfach eine andere, wer das nicht mag, dem sei Thailand ans Herz gelegt.

Nach dem Palast wollten wir über einen nahe gelegenen Markt schlendern, in dem laut Reiseführer viele einheimische Produkte angeboten werden und wo richtig was los sei. Nun ja, wir fanden ihn nach einer halben Stunde Suche und der mehrfachen Überquerung diverser Straßen – ein Abenteuer für sich, bei dem meine Frau erstaunlich Qualitäten an den Tag legte. Todesmutig stürzte sie sich auf die Schnellstraßen Bangkoks, schlängelte sich zwischen den herannahenden Autos hindurch, die hupten, aber nur selten bremsten, und erreichte sicher die andere Seite. Gelernt hat sie das von einem Hund, der unweit von uns auf die Straße lief und ebenfalls lebend auf der anderen andere Seite ankam. Kurz: Einfach loslaufen, sonst wird’s nix.

Der Markt selbst war als solcher für uns Westler nur schwer zu erkennen. Denn: Bei uns nennt man das Sperrmüll. Über hunderte Meter waren zwischen einer Mauer und der Bordsteinkante „Stände“ aufgebaut. Alles, was auch nur vom Rost oder den gebeten des Besitzers zusammengehalten wurde, kann man dort kaufen. Alte Kleidung, Werkzeuge, Haushaltswaren, Schränke, das ganze Programm. Zudem entbehrte das Ganze auch nicht einer gewissen Schmutzigkeit. Hinzu kam, dass viele der Menschen dort mit einer medizinischen Gesichtsmaske ausharrten. Denn die Luft neben einer sechsspurigen Straße in Bangkok ist noch fürchterlicher als sonst. Ich habe es mir dann auch verkniffen, Bilder davon zu machen. Wäre mir schäbig vorgekommen.

Ein Schlückchen in Ehren...
Irgendwie stimmte uns das Ganze dann auch eher missmutig, also taperten wir zu unserem Anlegesteg zurück und warteten dort auf das nächste Express-Boot. Das ließ sich Zeit und so genehmigte ich mir in der nahe gelegenen Kaschemme ein eiskaltes Singha. Es gibt nichts Besseres bei 32 tropischen Grad Celsius und einem gerade abgeschlossenen Sight-Seeing-Bummel. Dass der ganze Laden aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen, war sowieso zweitrangig, denn erstens schmeckt ein kaltes Bier fast überall und zweitens wäre ich mir inzwischen total albern vorgekommen, westliche Standards zu suchen. Es ist viel einfacher,  Vorurteile und Ängste über Bord zu werfen.

Die nötige Dusche im Hotel weckte die Lebensgeister erneut, was die Frage aufwarf „Was essen wir heute Abend?“ Teures Hotel-Restaurant? Ach was! Einen Steinwurf vom Hotel entfernt gab es eine Art Food-Corner, in dem man verschiedene einfache Gerichte zu Cent-Preisen bekommt. Teuer gegessen hatten wir schon mal, außerdem wollten wir weiter Bangkok auf die ehrliche Art erfahren.

Markt und Food-Corner

Also hin zu der großen Halle, die neben zahlreichen Nahrungsständen auch einen kleinen Markt bot, auf dem man lauter originale Designer- und Markenware zu sagenhaft günstigen Preisen erstehen kann. Behaupten die Verkäufer da. Wir haben uns für einen knappen Euro zwei Suppen geholt. Was da genau drin war, bleibt ungewiss, denn die Bestellung lief vorwiegend mit Händen und Füßen ab. Scharf war die Suppe, und lecker. Runtergespült haben wir das Ganze mit einer (Achtung!) Mirinda für 5 Baht (12 Cent). Die hatte die Farbe von nicht ganz ausgestrahltem Atommüll (Knallorange) und brachte vom Geschmack her jeden Diabetiker ins Grab. Das nennt man in Chemikerkreisen wohl eine gesättigte Lösung. Man hätte darin keinen Krümel Zucker mehr auflösen können. Aber als Abwechslung zum stillen Wasser, das lauwarm auch wie eingeschlafene Füße schmeckt, eine feine Sache.

Nun hat Suppe die unangenehme Angewohnheit, dass man danach zwar kurzzeitig Satt ist, der Hunger aber recht bald wieder durchschlägt. Und nun? Noch eine Suppe? Lieber etwas Handfestes? Wir gingen in ein ebenfalls nicht weit entferntes Restaurant, dessen Speisekarte zwar komplett auf Thai geschrieben war, aber um Bilder der Speisen ergänzt wurde (links). Wir machten es wie die Zweijährigen, zeigten auf die Abbildungen und speisten königlich-fürstlich. Nach zwei Chang-Bieren (etwas stärker als Singha) war die Bettschwere vollends erreicht…  Am nächsten Tag um acht Uhr holte uns unser Reiseführer ab. Und der war ein weiteres Erlebnis der dritten Art.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Fix-und Fertigprodukte


Alfons Schuhbeck wirbt für McDonalds. Horst Lichter für Maggi. Martin Baudrexel für Rama. Sollen sie doch. Sind sie drei Beispiele für den Untergang des kulinarischen Abendlandes? Mitnichten! Für die Gier der erfolgreichen Fernsehköche, die Wein predigen, Wein trinken und trotzdem für Wasser werben? Wahrscheinlich! Ein Zeichen dafür, dass Sterneküche und Alltag nicht zusammen passen? Auf jeden Fall! Die drei Starköche (kein Denglisch für Sterneköche!!!) verkaufen mit ihrem Reklame-Engagement für Fast-Food und Fertigprodukte ihre Berufsehre und ihre Glaubwürdigkeit an den Konsum-Mephisto und wollen von dem grioßen Kuchen auch ein Stück abhaben. Denn eins steht fest: Maggi und Knorr machen mehr Gewinn als Schuhbeck und Co. Ebenso McDonalds. Da können die oben genannten Herren noch so sehr in den zahllosen TV-Kochsendungen mit dem moralischen Kochlöffel wedeln: Das hochfeine Kochen hat zwar Einzug in die deutschen Küchen gehalten, ist aber noch nicht zur alltäglichen Regel geworden.  

Denn zwei Zutaten werden bei den Predigten für aufgeschäumte Frischkräuter-Süppchen und  niedrig-gegarte Bio-Regional-Tierteile gerne vergessen: Zeit und Geld. Und Zeit ist ja bekanntlich Geld. Die meiste unseres wachen Lebens verbringen wir damit, Geld zu verdienen. Entsprechend wenig Zeit bleibt dann für den großen Rest. Eine Mahlzeit aber, die den in die Hirne der deutschen Herd- und Topfgesellschaft gemeißelten Ansprüche genügt, kostet im Einkauf Geld sowie Zeit. Und bei der Zubereitung noch mal Zeit. Das Bio-Schwein vom Regional-Bauern kostet mehr als die abgepackte Tiefkühlware aus dem Supermarkt. Zahlreiche frische Kräuter haben auch nur die wenigsten direkt in der Küche oder auf dem Balkon. Was ist also so verwerflich daran, mal eine Tüte aufzureißen und sie mit rohen Nudeln und Sahne im Ofen zu einem Auflauf zu backen? Oder statt mit 10 Einzelgewürzen dem Chili con Carne mit dem Fix-Produkt auf die Geschmackssprünge zu helfen.  Ja, ja, die ganzen Zusatzstoffe sind natürlich nicht wünschenswert – aber es schmeckt einfach auf seine Art saulecker. Fertig. Und nur wenige Mitglieder der arbeitenden Bevölkerung finden ihre Erholung in der Zubereitung eines komplizierten Mahls. Zumindest nicht jeden Tag. Und Tim Mälzer macht sich schließlich auch gerne nach getaner Arbeit eine Dose Ravioli auf.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Heutige Empfehlung des Chefkochs


Hauchdünn geschnittenes Steckfleisch vom Kalb in einer orientalischen Marinade. Angerichtet in einer Tasche aus luftig gebackenem, leicht angeröstetem Weißmehl-Teig. Ergänzt durch fein gestiftete Salate des Weißkohlkopfes, des Rotkohls und des Eisbergs sowie Scheiben der Speisezwiebel und der Tomate. Gehüllt in eine verführerische Liaison aus mit Milchsäurebakterien verdickter Milch, Salz, frischem Pfeffer und gewöhnlichem Knoblauch.

Montag, 12. Dezember 2011

Thailand – One Day in Bangkok (3)


“Der König residiert hier nicht mehr” könnte auf dem ein oder anderen Schild stehen. Denn wer erwartet, im Großen Königspalast tatsächlich seiner Majestät angesichtig zu werden, hat sich natürlich getäuscht. Seit Ende der 40er schon residiert König Bhumibol samt Familie und Gefolge außerhalb der Stadtmauern und hält höchstens bei Staatsempfängen auf dem alt-ehrwürdigen Gelände Hof. Mit seinen 84 ist er auch nicht mehr der Jüngste, als wir in Thailand waren, musste er sich sogar eine Behandlung im Krankenhaus unterziehen. Sein Volk übt sich seitdem im Wehklagen, denn obwohl er der reichste Monarch der Welt ist (sein Vermögen liegt bei geschätzten 35 Milliarden Dollar, eine Liste weiterer reicher Royals hat der Focus hier zusammengestellt) engagiert er sich für zahllose soziale Projekte und die Armen. Er ist also beliebt bei seinen Untertanen, und das nicht nur, weil Majestätsbeleidigung in Thailand mit hohen Strafen geahndet wird. Weniger beliebt ist allerdings sein Sohn Kronprinz Maha Vaji­ralong­korn, 58, ein Lebemann, den die Thailänder nicht eben gerne au dem Thron sehen würden. Doch der ist eh kaum im Lande sondern treibt sich in Deutschland rum, vorwiegend in München. Und weil eine deutsche Baufirma in Thailand ein paar Kilometer Straßen gebaut und dafür auch nach mehrmaliger gerichtlicher Aufforderung kein Geld vom Staate Thailand erhalten hat, haben die deutschen Behörden dem Kronprinzen mal eben das eigene Flugzeug unterm Hintern weggepfändet. Nachzulesen unter anderem in einem Artikel der tz.

Das "Chakri Maha Prasat" von König Rama V.

Wer zum Palast pilgert findet übrigens an jeder Straßenecke ein Porträt des Königs – das ist auch im Rest von Bangkok und des Landes kaum anders. Wo man hinsieht, wacht der Monarch über seine Untertanen. Sie zollen ihm damit Respekt und ehrlich gemeinte Hochachtung. Das Volk liebt seinen König. Punkt. Aus.

Der König



In der Thronhalle ist fotografieren verboten. Nun ja...
China ist übrigens nur etwa 200 Kilometer von der NordgrenzeThailands entfernt. Und weil mal eben ein Sechstel der Weltbevölkerung Chinesen sind, trifft man sie auch zahlreich im Großen Palast. Ein paar Eindrücke, wie es dort aussieht. König Rama I. hat im Jahre 1782 am östlichen Ufer den Grundstein legen lassen, besteht aus über 100 Gebäuden, von denen einige den Tempel War Phra Kaeo bilden. Der wiederum beherbergt den 66 Zentimeter hohen Smaragd-Buddha – der übrigens aus Jade ist. In wieder anderen Gebäuden sind Ministerien angesiedelt, denn, wie gesagt, der König residiert hier nicht mehr. Weitere Palast-Infos: Hier

Goldene Chedis wie dieses gehören zu jedem thailändischen Tempel. Darin befinden sich, so heißt es, die heiligen Reliquien Buddhas. Die meisten Chedis sind natürlich leer und bieten viel Raum für den eigenen Glauben.



Dienstag, 6. Dezember 2011

Heutige Empfehlung des Chefkochs


Feines Rinder-Tartar zum Kreise geformt, auf heißem Eisen gebraten. 
Verfeinert mit einer Scheibe aromatischer, fermentierter Milch aus der Kellerlagerung. 
Angerichtet zwischen zwei Hälften eines aufgeschnittenen, leicht gerösteten Milchbrötchens.  Ergänzt mit feinsten Würfeln der Winterzwiebel und 
Scheiben von junger Gurke in Essig-Kräuter-Sud. 
Wahlweise mit Tomaten-Essig-Zucker-Reduktion oder fein gemahlenen Senfkörnern mit Traubenmost und einer Hand voll Geheimnis vermischt.

Montag, 5. Dezember 2011

Heutige Empfehlung des Chefkochs



Zartes Mett vom Hausschwein im Natursaitling 
in einer asiatischen Tomate-Essig-Zucker-Reduktion. 
Dazu in Distelöl geschwenkte, mit einem Hauch Meersalz verfeinerte Stäbchen des Erdapfels, 
garniert mit kalt in Öl aufgeschlagenem Eigelb.


Getränkeempfehlung:  
Flaschengereifte, dunkle Limonade auf Zuckerbasis mit der belebenden Wirkung von Koffein.


(Mit Dank an M.K.)

Wetten dass...nicht


Thomas Gottschalks Abschiedstournee durch die sattsam bekannten Wetten dass…-Hallen der Nation ist zu Ende. Mit fast schon zurückhaltendem Tamtam trat der Großmeister der Samstagabendunterhaltung am vergangenen Samstag nun endgültig ab. „Danke Thomas“ stand auf dem leuchtenden Laufband zu lesen, das im Laufe des Abends auch die Namen aller Gäste anzeigte. Hinter dem Publikum ein Bengalfeuer mit dem gleichen Schriftzug. Eine zweieinhalbminütige Abschiedsrede, etwas Laserlicht – das war’s. Zum Vergleich: Als Frank Elstner vor 24 Jahren abtrat, kamen sämtliche Mitarbeiter, die sonst ihren Dienst unerkannt hinter der Kamera verrichten, auf die Bühne und sangen mit Stefan Remmler (der Kopf von Trio) „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“. Das war doch mal was!

Vorläufig kein Ende hat jedoch die Suche nach einem adäquaten Nachfolger. Günther Jauch sagte gestern ebenfalls ab, nachdem Gottschalk ihm am Samstag die Sendung noch ans Herz legte. Die sonst so gut informierte Bild-Zeitung rätselte dann auch bis zum Schluss „Macht’s Jauch?“ Natürlich nicht, ging es doch bloß um Quotenfang für Jauchs Jahresrückblick. Aber wer dann? Und ob überhaupt? Das ZDF muss die Sendung ja inzwischen anbieten wie Sauerbier. Jeder, der auch nur einigermaßen dafür geeignet wäre, hat schon abgesagt – und wurde meistens noch nicht einmal gefragt. Das hatte schon etwas von umgekehrtem Lothar Matthäus-Syndrom. Kaum ist der Posten frei, will ihn keiner haben.

 Ich drück jetzt allerdings fest die Daumen, dass die Herren Kerner und Lanz als Doppelmoderatoren auch absagen. Ob gefragt oder ungefragt. Denn Küchenpsychologie (Kerner) gepaart mit unbändiger Kochlust (Lanz) hätte zur Folge, dass auf der Wettcouch künftig nur noch gelegen und frei über die Einwirkung des sauren Regens auf die Geschmacksentfaltung von nur gelegentlich umgerührter Erbswurst-Polenta schwadroniert wird. Und die Wetten solche wie „Peter S. wettet, dass er es schafft, innerhalb von drei Minuten vier Töpfe Wasser zum anbrennen zu bringen“ noch unterbieten.

Freitag, 2. Dezember 2011

Antwort auf die Car-Glass-Werbung

Vorhin dudelte für eine ganze Weile das Radio im Hintergrund. Die Beschallung war gerade laut genug, um die eintönigen, aber dringend zu erledigenden Tätigkeiten erträglicher zu gestalten, ohne davon zu sehr abzulenken. Über die Qualität des gesendeten Programms (immerhin öffentlich-rechtlich!) lässt sich natürlich bestens streiten. Aber außer „Last Christmas“ war an der Musikauswahl und dem Gerede der Moderatoren wenig auszusetzen.  An der Werbung allerdings schon.

In fast jedem Werbeblock wurde ich nachdrücklich dazu aufgefordert, wenn denn die Windschutzscheibe meines Wagens einen Riss hat, doch bitte damit zu Car-Glass zu kommen. Ein im freien Sprechen nur wenig begabter Mitarbeiter der Firma erläuterte im unerträglichen Leierton die Vorzüge seines Arbeitgebers. So wie vor ihm schon Dutzende seiner Kollegen. Denn diese Radio-Werbung läuft schon seit Jahren mit immer dem gleichen Konzept, aber immer verschiedenen „Sprechern“. Seit gut zwei Jahren auch im Fernsehen. Doch weder TV- noch Radio-Sendezeit scheint teuer genug zu sein, um die fast eine Minute langen Spots unters Volk zu streuen. Man könnte es auch akustisches und visuelles Waterboarding nennen.

Das Phänomen ist natürlich nicht neu. Mario Frost hat sich schon vor einiger Zeit in seinem Cix-Blog darüber mokiert und sich auch auf der Car-Glass beschwert. Er erhielt daraufhin eine Antwort, die selbst schon an Satire grenzt. Das Unternehmen sende seine Spots deshalb so oft, weil es sonst zu schnell in Vergessenheit gerät bei all jenen Hörern, die keinen Riss in der Scheibe haben. Den vollständigen Text habe ich hier verlinkt. Eine hübsche Ver.....ung der Fernsehwerbung  findet sich hier. Und wer das Original unbedingt braucht: Da.

Trotzdem hier meine Antwort an die Macher der Werbung:

„Gerade im Winter geht es ganz schnell: Man sitzt an seinem Schreibtisch, es ist dunkel draußen, man grübelt über die neueste Car-Glass-Werbekampagne, der Kaffee schmort schon seit Stunden auf der heißen Maschine, das Gehirn läuft nur noch auf Sparflamme und plötzlich passiert es. KRACK! Ein Sprung in der Schüssel. Der sollte sofort repariert werden, sonst drohen bleibende Schäden. Deshalb besser gleich auf zu DUMM-BATZ. Dort erledigen wir diese Aufgabe dank unserer patentierten, valiumbasierten Elektroschock-Methode innerhalb von zwei Stunden. Neulich hat das ein Kunde ausprobiert. Völlig belämmert tauchte er bei uns auf. Schnell habe ich ihm zwei Valium gegeben und ihm mit einem schlecht abisolierten Lampenkabel eine Stunde lang Elektroschocks verpasst. Noch am selben Tag konnte er wieder nach Hause. Und das beste daran: In den meisten Fällen übernimmt die Krankenversicherung die Kosten. Jetzt ist er wieder glücklich. Deshalb bei einem Sprung in der Schüssel immer gleich zu DUMM-BATZ.“

Übrigens: Die Hersteller des Saitenbacher-Müsli sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Ihr kommt auch noch dran!


Mittwoch, 30. November 2011

Thailand - Die Uniformgläubigkeit der Deutschen

Der Weg vom Markt hin zum Großen Palast war angenehm kurz. Das anschließende Gespräch mit einem Thailänder nicht.  Dank der uns Deutschen so unglaublich innewohnenden Uniformgläubigkeit. Ich weiß auch nicht, woran es liegt, dass man beim Anblick eines, wenn auch nur scheinbar in offizielle Kleidung gehüllten Menschen, sofort innerlich die Habtachtstellung annimmt. Ganz zu schweigen vom sofortigen Verschwinden des eigentlich immer angebrachten gesunden Misstrauens. Stattdessen erfüllt einen fast schon so etwas wie Dankbarkeit, dass sich so weit weg von Zuhause jemand um das Wohlergehen zweier Touristen kümmert und dabei nur ihr bestes will – nämlich ihr Geld.  

Wir liefen also an der  Westseite der insgesamt 1,9 Kilometer langen weißen Mauer, die den Großen Königspalast umgibt, entlang, auf der Suche nach dem Eingang. Kurz bevor wir ihn durchschritten, trafen wir auf einen thailändischen Mittdreißiger in dunkelbrauner Hose und hellbraunem Hemd. Dieser zunächst freundliche Zeitgenosse erkannte wohl unsere suchenden Blicke und sprach uns in fast fließendem Englisch an. Ob wir den Palast sehen wollten und dass er uns helfen wolle, da er hier arbeite. Zum tieferen Verständnis: Es war 14.15 Uhr. Er versicherte uns, dass der Palast erst um 15.30 Uhr wieder öffnen würde und dass jetzt Mittagspause sei. Spanische Verhältnisse in Thailand? Na schön.

Und außerdem würde meine Frau den Palast eh nicht betreten dürfen, da sie in ihren Sandalen keine Socken trug. Na toll, ausnahmsweise mal keine typisch deutsche Kleidung und dann das. Da hat mir die freundliche Dame im Hotel noch den Tag gerettet, als sie mich auf meine kurze Hose hinwies, aber die baren Füße meiner Frau hatte sie übersehen. Na wenigstens der Mann rettete uns vor der Peinlichkeit, an der Kasse zu stehen, und nicht reingelassen zu werden. Verdacht schöpften wir natürlich noch keinen, schließlich arbeitet der Mann ja für den Palast. Aber da eh noch Zeit war bis der Palast öffnet, könnten wir schnell zu einem Geschäft fahren, ganz in der Nähe, wo es günstige Strümpfe gibt. Und eine Buddha-Statue sei dort auch in der Nähe, die könnten wir uns ansehen, und in einem weiteren Geschäft gäbe es noch Souvenirs. Isser nicht nett?

Den Stadtplan, den ich in der Hand hielt, kritzelte er bei dieser Gelegenhit mit lauter Kringeln und unleserlichen Schriftzeichen voll, um die genaue Lage der Orte zu demonstrieren. Und hinter uns stand auch schon das Tuk-Tuk, das uns für nur 60 Baht zu den angegebenen und angekritzelten Örtlichkeiten fahren würde. Da dämmerte es dann doch und wir lehnten dankbar ab. Außerdem waren wir uns dann doch ziemlich sicher, das der Palast um 15.30 Uhr schließt und nicht erst öffnet. Auf die paar Kopeken, die der Spaß gekostet hätte, wäre es nun wirklich nicht angekommen, aber den Palast wollten wir dann doch gerne sehen. Misstrauen wieder da, Dankbarkeit weg, Habtachtstellung auch. Gott sei Dank, denn der Palast hätte tatsächlich um halb vier zugemacht. Der Herr schien dann auch mit der Gesamtsituation unzufrieden, beschimpfte uns diesmal auf Thai und stapfte wütend davon. Um die nächsten Touris anzuquatschen, die ihm auf den Leim gehen sollten.  50 Meter weiter konnten wir dann tatsächlich einen Mann dabei beobachten, wie er in ein Tuk-Tuk stieg. Sein Glück: Er trug eine kurze Hose, wäre also tatsächlich nicht in den Palast engelassen worden. Dafür war unser Stadtplan nun vollgekritzelt und ich wusste, wo man im Zweifel Socken kaufen kann. Ist doch auch was.

Montag, 28. November 2011

Die neuen Leiden des jungen W.

Bei aller Gemütsruhe: Ist es denn jetzt schon so schlimm um die Welt bestellt, dass sogar Weihnachtsbäume Opfer von Gewalttaten werden? Gerade mannshoch gewachsen müssen sie so viele Schläge über sich ergehen lassen, bis sie vor Schwäche darnieder fallen. Und ist für diese geschlagenen Symbole der menschlichen Festlichkeit der einzige Zufluchtsort ein Gartencenter, um dort womöglich eine Selbsthilfegruppe zu gründen? Oder was? Und sollten wir die Bäume, statt sie fortwährend zu schlagen, nicht lieber vermöbeln, um ihnen wenigstens die Möglichkeit zu bieten, als Schrank oder Bettgestell zu enden. Oder, der Sadist reibt sich bereits die Hände, als Parkettdiele. Damit wir auch ordentlich nachtreten können...  Zumindest ist die niederträchtige Behandlung ahnungsloser Nadelbäume ein Problem, dem sich auch der Autor Ulrich Plenzdorf  angenommen hat, schrieb er sie doch augenscheinlich nieder in "Die neuen Leiden des jungen W."

Thailand - One Day in Bangkok (2)

Warten...
Nach ein paar hundert Metern kamen wir zu besagtem Markt. Erkenntnis: Die Idee eines westlichen Marktes kann man getrost über Bord werfen. Und das ist auch gut so, denn die thailändische Ausgabe macht einfach viel mehr Spaß. Das Wort Chaos wäre sicher nicht richtig, vielmehr scheint das Ganze eigenen Gesetzen und Ordnungsvorstellungen zu folgen. Der Gedanke, irgendwo eine Bar aufzutun, um dort eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, kam uns dann doch irgendwie absurd vor. Wenn er auch sicher umsetzbar gewesen wäre. Doch die Ortsunkenntnis gepaart mit den Grundbedürfnissen ließ uns ebenjene Vorsicht und Reserviertheit endlich ganz über Bord werfen. Denn sonst kommt man in Bangkok nicht weit. Die nächste Garküche war also unsere. Schweinefleisch mit Reis, dazu jeder zwei Cola. Das schöne für uns Touristen ist, dass in Bangkok fast jeder zumindest ein paar Brocken Englisch spricht und man sich so ganz wunderbar durch den Großstadtdschungel schlagen kann. Selbst der freundliche Garküchen-Wirt verstand, was wir wollten. Und brachte ein einfaches, aber sehr lecker schmeckendes Essen, das übrigens nicht scharf war.

Die Garküche um die Ecke - da war die Auswahl größer
Auch wieder so ein Vorurteil. Thailändisches Essen ist nicht per se scharf. In Deutschland futtern wir ja auch nicht alle Bratwurst mit Sauerkraut. Oft stehen auf den Tischen verschiedenen Soßen und Chilis (siehe oben, Vorsicht mit den roten) bereit, um dem Essen den nötigen Pfiff zu verleihen. Die Portionen waren übrigens nicht besonders groß - auch eine thailändische Eigenheit. Währen wir Deutsche uns dreimal am Tag den Magen voll schlagen, wird in Thailand eigentlich dauernd gegessen. Immer wieder eine Kleinigkeit hier und ein Häppchen da, mehrmals am Tag. Und, klar, meistens natürlich mit Reis. Das Mahl schlug mit 160 Baht zu Buche. Vier Euro also kostete es, um sich auf das Abenteuer Thailand endgültig einzulassen. Ein fairer Preis. Für 'nen weiteren Euro gab's noch zwei Annanans-Hälften in der Tüte als Nachtisch. Erkenntnis: Zwar würde jeder Mitarbeiter eines Gesundheitsamtes eine schwere Krise bekommen, müsste er nach deutschen Standards urteilen. Doch im Gegensatz zu arabischen Ländern, wo man tatsächlich öfters mal Gefahr läuft, an einer Straßenküche nicht ganz wohlbehalten eine Mahlzeit zu beenden, funktioniert das in Thailand super. 

Es empfiehlt sich halt, etwas genauer hinzusehen. Wenn an einer Garküche niemand speist und die 50 Meter weiter proppenvoll ist, dann fällt die Wahl nicht schwer. Und vom seit Stunden in der Sonne gärenden Fisch sollte man vielleicht auch die Finger lassen. "Sei doch nicht so deutsch" im Sinne von "hab vertrauen und sei locker" wurde übrigens zum geflügelten Wort dieser Reise. Jedesmal, wenn der penible Westeuropäer in einem durchkam, wurde er vom anderen gebremst. Doch bevor sich diese Einstellung endgültig durchsetzte, waren wir nochmal richtig Deutsch. Vor dem großen Palast.

Donnerstag, 24. November 2011

Thailand - One Day in Bangkok (1)


Blick aus dem Hotel auf den Chao Phraya
Es gibt Momente, da wäre man selbst im Urlaub dankbar für einen Wecker. Nämlich dann, wenn das Frühstücksbüfett des Hotels um halb elf abgeräumt wird, man selbst aber erst um dreiviertel elf wach wird. Der Tag in Bangkok begann also vorerst ungefrühstückt. Das Zeitfenster war nicht groß und schloss sich unaufhaltsam, also nichts wie los auf die Straßen der Stadt. Doch halt. Die freundliche Dame an der Rezeption schien zu ahnen, was wir vorhatten und fragte uns nach unseren Plänen für den Tag. Den großen Palast von König Bhumibol ansehen, war die Antwort, denn den sollte man, wenn man nur einen Tag Zeit hat, auf jeden Fall gesehen haben. Zwar gibt es in der ganzen Stadt mehr als 400 Tempel (auf Thai: Wat), doch eine der schönsten Anlagen ist tatsächlich die im Großen Königspalast. Da ist auch der Smaragd-Buddha zu Hause. Prompt schickte mich die Rezeptionistin zurück aufs Zimmer. Denn mit einer kurzen Hose, so die in herrlichem Thai-Englisch vorgetragene Information, käme ich da nicht rein. 

Nur ein paar Meter vom Hotel entfernt liegt die "New Road", die Neue Straße. Sie hat ihren Namen beileibe nicht verdient, denn die Häuser und Straßenstände machen einen eher maroden Eindruck. Hinzu kommt, dass diese Straße, die zwar nur Platz für zwei Autos nebeneinander bietet, gerne mal mit einer vierspurigen Ausführung verwechselt wird. Und dann sind noch keine Tuk-Tuks dazwischen. Überhaupt kommt sind wir mit diesen in Bangkok allgegenwärtigen Gefährten (dreirädrige Zweitakt-Motorräder mit Dach - gerne kaputt) zum ersten Mal in Berührung. Für eine grüne Umweltplakette sind diese für die Fortbewegung in Bangkok sehr effizienten Knatterkisten nicht gerade die erste Wahl. Damit zu fahren jedoch macht einen Heidenspaß - dazu später mehr.


Die New Road also versetzt uns hungrigen, noch nicht ganz wachen Reisenden, den ersten Kulturschock. An den auf einem Großteil des Bürgersteiges aufgestellten Ständen wird verkauft, frittiert, gekocht, geschrieen. Dazu alle Wohlgerüche Bangkoks, Hektik, Krach, Tuk-Tuks, Taxis (pink und grün-gelb!). Dazu noch die abenteuerliche Anordnung einer Unzahl von Strom- und/oder Telefonkabeln (siehe links). Kein Wunder, dass in Thailand fast jeder mehrere Handys besitzt! Wir aber waren auf der Suche nach etwas Essbarem, und es sollte noch anderthalb  Stunden dauern, bis die westliche Reserviertheit, die wir zu Anfang mit uns rumschleppten, einer moderaten Abenteuerlust wich. Eine deutsche Großstadt bereitet einen halt nicht im Geringsten auf das vor, was etwa 10.000 Kilometer weiter süd-östlich auf den geneigten Touristen wartet.

Was Fortbewegungsmittel angeht, so kann man der Metropole eine gewisse Vielfältigkeit, gepaart mit Einfallsreichtum, nicht absprechen. Da ist zunächst der Sky-Train, aber dessen Haltestelle war recht weit entfernt, ebenso die Zielstelle  zum großen Palast. Taxis und Tuk-Tuks sind schnell - wenn die Straßen frei sind. Sind sie aber oft nicht, was auch den Bussen das Vorankommen deutlich erschwert. Diese gibt es in drei Ausführungen. Mit Klima, mit Belüftung und mit offenem Fenster. Problem: Die Ziele sind nur auf Thailändisch angeschlagen. Was noch hinzukommt sind die öffentlichen Boote auf dem Fluss. Auch die gibt es in mehreren Ausführungen. Expressboote halten nur an vereinzelten, großen Stegen und prominenten Plätzen,  auch in der Nähe des Palastes. Andere legen da schon öfters an, wieder andere halten an jeder Wellblechhütte. Aber wo ist der Steg? In fast jedes Gässchen schauten wir rein, gingen durch, wieder zurück, ins nächste, wieder hin und her - es war zum Verzweifeln.

Nach etwa einer Dreiviertelstunde erfolglosen Suchens kamen wir um eine weitere Straßenecke, hinter der besagte Anlegestation lag. Wir waren hungrig und durstig und wollten endlich zum Palast. Also zügig die Fahrkarten gelöst - zusammen 300 Baht, etwa 7,50 Euro. Tagesticket wohlgemerkt. Das Boot war von zahlreichen Chinesen bevölkert (nach den Thais die größte Bevölkerungsgruppe in Bangkok). Und einem Kölner. stand neben uns und bekam unsere Unterhaltung darüber mit, wie man denn wohl am einfachsten zum Palast kommt und vor allem vorher noch ein Häppchen zu essen und ein Schlückchen zu trinken ergattert. Zum 13. Mal war er mit seiner Frau in Thailand, und jetzt würde er sich auch mal den Palast ansehen, während seine Holde shoppen war, ließ er uns wissen. Er erklärte uns den Weg und riet uns zum Besuch eines nahe gelegenen Marktes, an dem viele gute Garküchen ihre günstigen Mahlzeiten anbieten. Den Mann schickte der Himmel. Er wollte vorher noch woanders in, deshalb verabschiedete er sich am Anleger und ging seiner Wege.

Dienstag, 22. November 2011

Thailand – Here we are…

Am frühen Abend setzte die 777 auf dem Suvarnabhumi-Airport von Krung ThepMahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop NoppharatRatchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan SathitSakkathattiya Witsanukam Prasit auf. So lautet der zeremonielle Name Bangkoks. 168 lateinische Buchstaben hat er – in thailändischer Schrift sind es immerhin noch 139 – und ist damit der längste Ortsname der Welt. Die ersten drei Worte bilden den offiziellen Namen, die ersten zwei die gebräuchliche Kurzform. Also: Wir sind in Krung Thep angekommen. Trotz 16-stündiger Reise frisch und munter – man glaubt nicht, wie viel Vorfreude einen müden Körper bei Laune hält. Und das war auch gut so, denn das Schengener Abkommen gilt in Thailand nicht. Also durften wir uns ein gutes Stündchen lang thailändische Grenzkontrolleure beim Blättern in zahlreichen Pässen und Visadokumenten ansehen. Keine echte Touristenattraktion, aber kleine Wetten, ob sie den „Ami da vorne“ wirklich ins Land lassen, vertrieben die Zeit.

Weil die Temperatur in Bangkok meist um die 30 Grad Celsius liegt, ist der Flughafen natürlich klimatisiert. Eine Tatsache, die das nun folgende doch zu einem ersten Schlüsselerlebnis werden ließ. Die automatische Tür zum Ausgang öffnete sich. Aus 21 Grad klimatisierter, reiner Flughafen-Luft wurden in Millisekunden 32 Grad ungefilterter Bangkok-Atmosphäre. Diesel, Öl, Smog, Wärme – die Mischung fügt dem Begriff „Atemberaubend“ eine ganz neue Bedeutungs-Facette hinzu. In diesem Moment dachte ich mir folgendes: „Wenn noch einmal jemand in Deutschland wegen Feinstaub meckert, den schicke ich mit dem nächsten Flug nach Bangkok zum Durchatmen“. Der freundliche Mitarbeiter einer Touristenagentur, der uns in Empfang nahm, lotste uns schnurstracks zu einem der unzähligen weißen Kleinbusse, die vor dem Flughafen stehen. Einer davon sollte uns zum Shangri-La-Hotel bringen. Die Dame damals im Reisebüro brauchte nicht wirklich lange, um uns dazu zu überreden, die Reise in einem von Bangkoks besten Hotels zu beginnen. Zwei Nächte waren also gebucht, natürlich viel zu wenig, um eine Stadt wie Bangkok – über sieben Millionen Einwohner, 12,2 in der Metropolregion – auch nur ansatzweise kennen zu lernen. Aber um den Jetlag loszuwerden und eine Ahnung von der Stadt zu erhalten, hat es gereicht.

Da der Flughafen etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt liegt, lag eine Dreiviertelstunde Fahrt vor uns. Für zwei müde Reisende mag dies lang anmuten. Aber für Bangkok ist es eine geradezu lächerliche Zeitspanne, die nur an einem Sonntagabend möglich ist. Rasend schnell also kamen wir also im Hotel an und tauchten, für eine kleine Weile, ein in die Welt des Luxus, in der nichts unmöglich erscheint, alles zu haben ist und in der jeder Wunsch von den müden Augen abgelesen wird. Das Shangri-La liegt direkt am Chao Phraya, dem Fluss, der durch die ganze Stadt fließt. Man muss ihn nicht direkt sehen, um zu wissen, dass er da ist. Denn er hat seinen ganz eigenen Geruch, der zu der Bangkok’schen Atmosphärenmischung noch hinzukam. Störte aber irgendwann nicht weiter. Das erste Dinner – das mit Abstand teuerste, wir wussten es einfach noch nicht besser – fand bei Kerzenschein in einem der Hotelrestaurants unter freiem Himmel statt. Was folgte war hemmungsloser….. Matratzenhorchdienst.

Sonntag, 20. November 2011

Twilight: Breaking Dawn - Teil 1

Eine kurze Bewertung aus der Sicht eines männlichen Mittdreißigers für männliche Mittdreißiger. Denn die 95 Prozent weiblichen Teens, mit denen ich im Kino saß, dürften den Film natürlich anders bewerten. Also: Wer die erste Dreiviertelstunde übersteht (da stellt man sich schon die Frage, ob das Prinzip der Dramatik, des spannungssteigernden Handlungsaufbaus, neuerdings bei der Umsetzung eines literarischen Stoffes zu vernachlässigen ist), wird mit einem durchaus packenden zweiten Teil belohnt. Ist die Hochzeit erstmal vorbei und die Hochzeitsreise zwangsweise beendet, wird's tatsächlich düster und spannend. Da der Streifen frei ab 12 ist, sind die blutigen Effekte natürlich moderat und die Schocks eher milde. Im Ganzen ein Mix aus Liebeskomödie (ja, es darf auch ein paarmal lauthals gelacht werden) und Horror-Drama - nur dass die Komödie vor dem Horror kommt und sich leider icht vermischt. Die Herren der Schöpfung können also durchaus ihre bessere Hälfte ins Kino begleiten. Und sie danach zum Besuch von "The Thing" verdonnern :-)

Samstag, 19. November 2011

Der Deutsche beim Boarding...

Beim Warten auf das endgültige Betreten des Fliegers ließ sich auch für uns ein Phänomen beobachten, das wohl weltweit nach einheitlichen Maßstäben funktioniert. Mit Ausnahme von Ryanair passiert an einem Flughafen-Gate regelmäßig das gleiche. Zwischen 50 und 450 Menschen treffen in einem meist rechteckig geformten Areal aufeinander. Das ist von den anderen Gates manchmal abgetrennt durch Glaswände, manchmal auch nur durch einen schmalen Gang oder die Ausrichtung der leicht abgewetzten Sessel. Wenn möglich, versucht jeder irgendwie, zwischen sich und dem Platz eins Fremden einen freien Sessel zu lassen. Ist das nicht möglich, bleibt man lieber stehen.

Die auf der Bordkarte aufgedruckte Boardingzeit stimmt eigentlich nie. Das hat zur Folge, dass sich mit Ablauf dieser Zeit eine gewisse Unruhe unter den Fluggästen breitmacht. Die ist kaum äußerlich zu bemerken, aber dennoch wahrnehmbar. Ein gehetzter Blick zur Anzeigetafel, ein genervtes Augenrollen, das hastige Weglegen der kostenlosen Zeitung auf den freien Sessel nebenan, nach fünf Sekunden das ebenso hastige wieder ergreifen derselben Zeitung. Wie die Anspannung des 100-Meter-Läufers vor dem Start. Und dann fällt er, der Startschuss, indem eine sachlich-freundliche Stimme, gerne weiblich, aber immer häufiger auch männlich, das Boarding-Prozedere beginnt. Und zwar mit der First- und Business-Class sowie den Inhabern von Gold-Bonusmeilenkarten der jeweiligen Fluggesellschaft.

Sofort springen mindestens 20 Menschen gleichzeitig auf und bewegen sich Richtung Flugzeugeingangsschlauch. Sie würden am liebsten rennen, können sich aber noch gerade so beherrschen, so dass sie nun aussehen wie auf der dringenden Suche nach einem stillen Örtchen. Sie sind keinesfalls im Besitz einer der Bordkarten, die sie gerde jetzt zum Betreten der Maschine berechtigt. Stattdessen lässt sich groß und deutlich „ECONOMY“ auf den inzwischen leicht zerknitterten Pappkärtchen lesen. Zwei oder drei von Ihnen mag man mangelnde Englischkenntnisse attestieren, so dass sie den anderen 17 einfach nachgegangen sind. Immer der Meinung, jetzt dran zu sein. Und der Rest? Scheint irgendwie auf dem geistigen Stand einer Hilfsamöbe stehen geblieben zu sein. Denn zu allem Überfluss wedeln sie dann noch vor der armen Angestellten der Fluggesellschaft mit ihren Bordkarten rum, schimpfen, und versperren den First-, Business- und Gold-Bonuskarteninhabern den Weg. Mürrisch stehen sie dann am Rand und beobachten voller Groll die Passagiere, die dann auch noch vor ihnen die Economy-Class betreten dürfen. Denn aufgerufen sind zuerst die Reihen 60 bis 40, und sie haben Reihe 33. Und in unserem Fall konnten wir jedes Wort, das sie vor sich hin fluchten, verstehen. Sie sprachen Deutsch. Am liebsten hätte ich meinen Pass ganz tief im Rucksack verschwinden lassen.

Donnerstag, 17. November 2011

Thailand - Der Flug

Insgesamt 16 Stunden Reisezeit bei elfeinhalb reinen Flugstunden – wer da nicht mindestens einmal leise jammert, nascht Kaktusfeigen auch ungeschält. Vor allem, wenn die Beine im Flieger besser geschlafen haben als man selbst. Holzklasse bleibt halt Holzklasse. Zwar hatten wir am Frankfurter Flughafen nach einem Upgrade gefragt – wer nicht fragt, der nicht gewinnt – hingehauen hat’s leider nicht. Aber die Bildschirme im Sitz des Vordermanns machten eine individuelle Filmauswahl möglich, was die Zeit doch recht flott vergehen ließ. Weil der Wind günstig blies, setzte die 777 schon ein halbes Stündchen eher in Dubai auf als geplant.

Dubai-Airport
Innerlich noch mitten in der geistigen Nacht, ging für uns dort gerade die Sonne auf. Da wir nur viereinhalb Stunden Aufenthalt hatten, war ein Ausflug in die Stadt eine schlechte Idee – aber das holen wir nach! Ums Gepäck muss man sich im Tranbsit eh' nicht kümmern, also gleich mal auf Richtung Shopping-Meile. Selbstverständlich erhält man dort alles, was der hastig Reisende benötigt ebenso, wie die kleinen Dinge des Lebens eines schwerreichen Scheichs. Gold, Gold Gold, in allen nur erdenklichen Ausführungen. Rolex, Halskette, Ring, Kofferanhänger. Wir wussten nicht, was wir zuerst kaufen sollten und haben es deshalb einfach gelassen (eine renditetechnische Sünde, wenn man den heutigen Goldkurs mit dem von Damals vergleicht).

Einige amerikanische Dollars, die wir noch zu Hause hatten und somit dabei, ersparten den Gang zum Geldautomaten, der uns sicher gerne ein paar Dirham hingeblättert hätte. Hat hingehauen, ist der Dirham doch eh an den Dollar gekoppelt. Kaffee und Saft waren schnell gekauft, allerdings stellte sich das merkwürdige Verlangen nach den Produkten einer Fast-Food-Kette, deren Name fälschlicherweise auf schottische Wurzeln schließen lässt, ein. Rasch gefunden stellte sich heraus, dass die Höhe des Bruttoinlandsproduktes der Vereinigten Arabischen Emirate – eines der höchsten der Welt – sich wohl auch auf die Preise für einfachstes Fast-Food niederschlägt. Locker 50 Prozent mehr muss man schon berappen, um das Quetschfleisch im süßen Brötchen mit frittierten Kartoffelstiften genießen zu dürfen. Aber da die VAE ein muslimisches Land sind, ist der Bratling tatsächlich nur aus Rindfleisch.

Was blieb, waren drei noch zu verbummelnde Stunden und eine bleischwere Müdigkeit. Da trifft es sich wirklich prima, dass der Betereiber des Dubaier Flughafens eine seiner großen Hallen mit Liegesesseln ausgestattet hat. Direkt an den großen Glasfronten der Transithalle aufgestellt, machen es sich dort Reisende bequem, die mehr oder weniger Zeit totzuschlagen haben, bis es weitergeht. Nun ist der Dubai International Airport keine kleine Wüsten-Klitsche mit drei Flugzeugen am Tag, sondern das Drehkreuz der arabischen Fliegerwelt. Der ein oder andere war also trotz der frühen Stunde schon vor uns da und hatte es sich auf den Liegen bequem gemacht.

Was tun? Warten! Etwas Glück und die Erfahrung einiger Pauschalurlaube ließen uns zwei Liegeplätze erobern. Und das ganz ohne vorherigen mallorcinischen Handtuchwurf. Scheinbar ist die durchschnittliche Körpergröße eines arabischen Mannes nicht ganz die gleiche der eines mitteleuropäischen. Freischwebende Füße sind im Liegen auch nur begrenzt angenehm. Vor allem, wenn’s innerlich fünf, äußerlich aber acht Uhr morgens ist.  Aus dem Lautsprecher schnarrte unsere Flugnummer also gerade rechtzeitig vor dem Einschlafen. Auf zum Gate Richtung Bangkok.

Mittwoch, 16. November 2011

Thailand - die Planung


Die Frage, in welchen Winkel der Welt die Hochzeitsreise das frisch verheiratete Paar führen soll, war schwer zu beantworten. Denn obwohl schon der ein oder andere weiße Fleck auf der Reisekarte eine bunte Färbung erhalten hat, überwiegen doch naturgemäß die unbereisten Gebiete. Hinter uns lagen schon einige sehr schöne Trips in Europa und Übersee. Doch es gibt noch so viele unentdeckte Fleckchen, so viele fremde Kulturen, so viele Sonnenuntergänge an schönen Plätzen dass wir uns fühlten wie das Kind im Gummibärchenladen, dem man gesagt hat „Du darfst Dir aussuchen, was Du willst“.

Und nun? Wir besorgten uns unsere Gummibärchen. Die waren in diesem Fall von rechteckiger Form und aus Papier. Viele reich bebilderte Reiseführer und -kataloge gingen über Wochen durch unsere Hände, hinzu kamen Forschungsreisen durch den Bewertungsdschungel diverser Hotel- und Reisefachseiten im Internet. Bis wir uns zumindest auf einen Kontinent einigten. Asien sollte es sein, da waren wir noch nicht, da sollten wir mal hinfahren. Eigentlich wäre Bali schön gewesen, aber zum Reisetermin im Februar sagen die Statistiker in schöner Regelmäßigkeit Regen voraus. Und zwar die Art von Regen, die mal eben ganze Städte und Siedlungen unter Wasser setzt und zigtausende Menschen in die Flucht treibt. Das kann einem in Thailand auch passieren, wie es derzeit leider der Fall ist, aber eher nicht im Februar. Und wie man bei Gummibärchen die Lieblingssorte gerne mal zuerst aus der Tüte futtert, so war das Lesefutter nun alles mögliche, was man sich über Thailand an Wissen aneignen kann. Und das ist einiges. Vieles davon sollten wir einige Zeit später selbst erleben – und die Entscheidung, dieses Land zu bereisen, nicht bereut haben.

Aber erstmal hinkommen. Nach Bangkok sind es knapp 12 Stunden Flug und die Idee, so lange und an einem Stück den beengten Verhältnissen einer Economy-Class ausgeliefert zu sein, missfiel uns dann doch sehr. Mal eben aussteigen, frische Luft schnappen und ein paar flotte Gymnastikübungen absolvieren macht sich 10.000 Meter über dem Boden eben nicht wirklich gut – und die Möglichkeit  des „im Gang herumturnens“ ist eine nur unzureichende Alternative. Warum nicht also eine kleine Zwischenlandung einbauen, zwecks frische-Luft- schnappen und Gymnastik am Boden? „Selbstverständlich“, antwortete die freundliche Dame im Reisebüro. Tippte flugs ein paar kryptische Kürzel in ihren PC und fand die Fluggesellschaft „Emirates“, die uns über Dubai nach Bangkok zu einem annehmbaren Preis befördern würde. Das dauert zwar insgesamt länger, war aber auch im Nachhinein eine clevere Entscheidung. Gerade, wenn es um kostenlose Upgrades geht.

Die Frage der Ausgestaltung dieser Reise gestaltet sich ganz ähnlich dem Findungsprozess des Ortes. Ein weiteres Mal standen wir im Gummibärchenladen und durften uns aussuchen, was wir wollten. Zwar war der Laden insgesamt kleiner, aber die Sortenvielfalt immer noch ausladend und reichlich. Welche Art der Rundreise soll es denn sein? Große Reisegruppe, kleine Reisegruppe? Welche Ecken des Landes? Günstige Hotels, etwas noblere Herbergen, Luxusschuppen? 4 Tage, 5 Tage, 7 Tage, 13 Tage? Anschließender Strandurlaub? Klar, aber wo? Phuket? Koh Samui? Koh Phi Phi? Gemeinsam mit der freundlichen Reisekauffrau bauten wir ein Fragezeichen nach dem anderen ab und verwandelten Sie in Ausrufezeichen. Rundreise! 7 Tage! Von Bangkok Richtung Norden!  Mini-Reisegruppe im Kleinbus! In etwas nobleren Herbergen! Strandurlaub auf Koh Samui! Für weitere 10 Tage. Schließlich ist es die Hochzeitsreise – und als große Abenteuerurlauber werden wir eh’ nicht mehr in die Geschichte eingehen.

Bereits im September gebucht, standen der Genuss der Vorfreude und die Planung auf dem Programm. Einige Impfungen galt es aufzufrischen, diverse Utensilien für die Reiseapotheke zu besorgen, besorgte Eltern zu beruhigen, die Katzen unterzubringen, passende Kleidung kaufen, die gängigen Biersorten Thailands googeln und und und.

Kleine Randbemerkung: Die ganze Reise begann mit einem gewaltigen, aber letztlich positiv zu bewertenden Beschiss. Bei Buchung der Reise wurde uns der A 380 als Beförderungsmittel versprochen - und dann ändern die einfach, mir nichts, dir nichts, den Flugplan und lassen das Ding 500 andere Reisekaspern gen Thailand. Die Stimmung hat das allerdings in keinster Weise getrübt. Denn ein paar Wochen vorher bewiesen die Antriebsaggregate ihre mangelnde Zuverlässigkeit indem sie einfach mal aus- oder gleich abfielen – die Trauer hielt sich in Grenzen. Das Modell des Konkurrenten Boeing tat’s dann auch.