Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Freitag, 4. Mai 2012

Thailand – Wir und die anderen

Nach einer überschaubar langen Fahrt begannen unsere Mägen hörbar auf sich aufmerksam zu machen. Doch Buddy ließ den Fahrer prompt von der Hauptstraße abbiegen und auf dem Parkplatz eines Hotels haltmachen. „Geben Büffeeeee“ sagte uns unser Mr. Miyagi und führte uns in den Speisesaal. Den teilten wir uns mit etwa 200 anderen Touristen, die sich hungrig über das dargebotene Essen hermachten. Es fiel etwas enttäuschend aus, weil es zum großen Teil aus westlichen Gerichten wie Spaghetti Bolognese oder Gulasch bestand. Nur ein paar Tage später wären wird dankbar gewesen für diese Abwechslung, aber jetzt hofften wir eigentlich auf Thai-Food. Etwas davon fand sich dann auch (frittiertes Huhn mit Kokossauce, ergänzt durch Landesfrüchte wie Mango und Ananas).

Spannend war auch das Publikum an sich. Denn unter den 200 Touristen mussten ja schließlich auch diejenigen sein, die genau unsere Reise auch gebucht hatten und nun ebenfalls mit kleinen Bussen unterwegs waren. Einige davon standen schließlich auch auf dem Parkplatz. Wir teilten den Tisch mit einem freundlichen Ehepaar, das in etwa die gleiche Haarlänge hatte – Zwei Handbreit über Schulterlang – und das definitiv sehr gut und intensiv gelebt hatte. Selbstverständlich rauchten beide selbstgedrehte Filterlose und genauso klangen sie auch. „Seid Ihr auch Thailand auf die feine Art“, fragte er, was wir bejahten.

Relativ schnell fanden wir dann auch die anderen, spätestens bei der Abfahrt waren alle „Mitreisenden“ identifiziert. Und die waren, wie es sich gehört, auch nicht frei von Klischees. Zum Beispiel das Paar mit zwei Kindern, dessen Muttertier Ed Hardy-Klamotten und die obligatorische Gucci-Sonnenbrille auftrug. Immer ein wenig zu laut sprach sie mit ihrem Anhang und ließ damit auch die Umstehenden wissen, dass ihr die Toilettenanlagen des Hotels nicht zusagen würden. Später am Tag ließ sie dann noch, ebenfalls recht lautstark, das Hotelpersonal mehrfach antanzen, weil irgendein Krümel auf dem Fußboden lag und das Zimmer noch zu warm war. Man muss dazu sagen, das die Uthai River Lodge das einfachste der Hotels auf der Reise war, Zwei Sterne Landeskategorie, aber es war sauber, die Minibar bot Bier und Softdrinks zu Niedrigpreisen, und die Aussicht auf den See war einfach unbezahlbar.

Vorher fuhren wir noch zu einem „Tempälllll“ wie Buddy sagte, der zwar nicht auf dem Reiseplan stand, aber recht außergewöhnlich war. Er war nämlich im inneren komplett mit einem Glasmosaik verziert, das eine besondere Atmosphäre schuf. Den Namen des Tempels hat und Buddy zwar auch verraten, aber wie so vieles murmelte er ihn fast unverständlich vor sich hin, so dass er für diesen Bericht namenlos bleiben muss. Buddy fiel sodann auf die Knie, um zu beten. Ein sympathisches Ritual, das er in jedem Tempel zelebrierte. Anschließend erzählte er uns wieder was zum Tempel selbst, der in einem Glaskasten ein lebensechtes Abbild des Erbauers/Obermönchs/berühmtesten Tempelmitglieds (so genau weiß ich es leider nicht mehr) beherbergt (siehe oben). Das sieht dermaßen echt aus, dass wir zunächst glaubten, da sitzt tatsächlich einer drin.

Was wir auch bemerkten, war eine große Zahl Hunde, die auf dem Tempelgelände herumschlichen. Und fast alle hatten die Räude, Flöhe oder waren sonstwie von Krankheiten geplagt. Zwar werden die Hunde von den Mönchen gefüttert, aber einen Tierarzt hatte wohl noch keiner der Vierbeiner gesehen. So konnten sie sich also auch fleißig vermehren. Im Schatten döste eine junge Hündin, die ihre Jungen säugte. Das streicheln der Tiere sollte man sich also tunlichst aus dem Kopf schlagen.

Die Weiterfahrt gestaltete sich dann doch noch etwas abenteuerlich, da wir von der Hauptstraße weg in die Pampa fahren mussten, um unser Nachtquartier zu erreichen. Der Fahrer stieg am Ende eines Dorfes in die Bremse und stand an einem Flußufer, das es zu überqueren galt. Was dann angetuckert kam, würde jeden Fährmann des Westens beleidigen, wenn man es Fähre nennen würde. Kaum mehr als ein motorgetriebenes, eisernes Rechteck, das wohl in etwa so alt war wie sein zahnloser, wirklich ungesund aussehender Kapitän. Unnötig zu sagen, dass wir in unsere Vertrauenskette auch Buddha einstrickten, mit der Bitte, uns doch heil auf die andere Seite zu bringen und sowohl den Alten als auch den Motor nicht vorher sterben zu lassen. Es klappte, und schon kurze Zeit später erreichten wir die Uthai River Lodge, gelegen nahe einer weiteren alten Hauptstadt von Siam (waren eigentlich alle größeren Städte mal eine Hauptstadt?), Uthai Thani.

Wie erwähnt, eine Zwei-Sterne-Anlage – in der Nähe gibt’s auch nichts anderes – und trotzdem ein einladendes Fleckchen Erde. Das Abendessen war einfach, aber landestypisch und lecker-scharf. Unnötig zu erwähnen, dass Madame Ed Hardy sich auch darüber wieder beschwerte, vor allem, weil die Bedienung nicht schnell genug war und der Tisch, an dem man platziert wurde, nachdem man eine halbe Stunde zu spät kam, auch nicht recht war. Dafür lernten wir auch die anderen Reiseführer kennen, und einer davon stellte sich als das schwatzhafte Gegenteil von Buddy heraus, das sich auch gleich zu seinen Reisenden an den Tisch gesellte und sie ununterbrochen beschwatzte. Da war uns unser Buddy dann doch irgendwie lieber. Nach einem kurzen Schlummertrunk ging’s ab in die Falle. Das Schöne an Rundreisen ist, man kommt am Ende eines anstrengenden Tages überhaupt nicht auf die Idee, sich in irgendeinem Bett unwohl zu fühlen oder gar schlecht zu schlafen. Hinlegen, einschlafen, aus. Am nächsten Morgen mussten wir schließlich früh raus, um 7 Uhr war wecken, schließlich sollten wir den Mönchen eines nahegelegenen Tempels das Essen für den Tag überreichen.