Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Freitag, 20. April 2012

Thailand – Vor Ayutthaya

Die Fahrt in Thailands ehemalige Hauptstadt zog sich eine nicht enden wollende Weile hin. Was auch an der Bangkok’schen  Rush Hour lag. Wobei der Begriff „Rush Hour“ sicherlich stark untertrieben ist. Eigentlich ist es ein Rush Day, denn irgendwo herrscht in Bangkok immer Stau. Zwar haben sich vor einigen Jahren europäische Stadtplaner des Problems angenommen, bauten Brücken, planten Straßen, aber ihr Erfolg war eher bescheidener Natur. Eine gute Stunde dauerte es, bis wir das ärgste überstanden hatten und es einigermaßen vorranging.

Das Fernstraßennetz von Thailand kann sich allerdings wirklich sehen lassen. Die großen Pisten sind soweit in Schuss und Verkehr herrscht auch kaum. Dafür umso mehr landschaftliche Langeweile. Da Thailand einer der größten Reisexporteure der Welt ist, muss das Korn ja auch irgendwo angebaut werden. Man fährt also an einer ewig langen Reihe von Reisfeldern vorbei, kann dabei die Arbeiter beim pflanzen oder ernten beobachten (ein Feld wirft dreimal im Jahr Ertrag ab). Das ist interessant, wird aber beim 28. Mal auch eintönig. Zumal Buddy mehrere male auf das Reisfeldphänomen hinwies. Er zeigte dazu aus dem Fenster und sagte „Reis“. Manchmal auch „Große Reis“. Das Landschaftsbild sollte sich allerdings am nächsten Tag schon ändern, als wir noch weiter in den Norden vordrangen.

In Ayutthaya angekommen, erwarteten uns ein Tempel (links), eine dazugehörige Tempelruine, der WatPhra Sri Sanphet und ein weiterer Markt. Denn in Thailand gilt das ungeschriebene Gesetz „kein Tempel ohne Markt“. Wo immer ein Tempel steht, findet sich automatisch auch jemand, der den geneigten Touristen Souveniers andrehen will. Dazu kommen, wenn Tempel und Markt größer sind, auch Waren des täglichen Bedarfs – vorwiegend für Einheimische. Denn der Bedarf erschließt sich einem Ausländer nicht immer sofort, gerade wenn es um kulinarisches geht. Oder wozu benötigt man riesige Säcke voll mit gerösteter Schweineschwarte oder den frittierten Schlund einer Ente?

Vor allem der wieder mal sehr gewöhnungsbedürftige Geruch ließ uns rasch in Richtung Tempel vorankommen. Dort hatte Buddy seinen ersten großen Auftritt. Er klärte uns über die verschiedenen Darstellungsformen des Buddha auf und was sie bedeuten (mehr dazu hier), wie man Buddha huldigt (Blumen, Räucherstäbchen, Kerzen, Blattgold), und was es mit den vielen Kisten auf sich hat, an deren Deckel ein Schlitz hineingesägt wurde. Klar, das sind die Tempelspardosen, in die man etwas hineinwerfen kann. Interessant auch war auch, wo die alte und inzwischen stehengebliebene Tempeluhr gefertigt wurde (siehe oben)… 

Das Buddy so viel über Buddha wusste, liegt daran, dass der Gute einen Teil seines Lebens als Mönch verbracht hat. Das bedeutete aber auch, dass er uns die Geschichten von Buddha bei jeder Gelegenheit erzählte, und dabei in eine Art Extase geriet. Immer schneller und schneller sprach er dann, und immer schlechter und schlechter konnten wir ihn verstehen. Ela hatte davon irgendwann die Nase voll und schaltete ab, ich gab mir alle Mühe, den Faden nicht zu verlieren, und las schließlich doch die reichlich vorhandenen Info-Schilder, oder blätterte am Abend im Reiseführer. Denn genauso, wie es an Buddys Deutschkenntnissen haperte, brachte er gerne auch mal geschichtliche Daten durcheinander.

So schlenderten wir durch die wirklich beeindruckenden Ruinen des Wat Phra Sri Sanphet mit dem Wissen, dass „vor 400 Jahren“ die Burmesen Ayutthaya erobert haben und einen großen Teil der Stadt und der umliegenden Tempel niederbrannten. Ein Blick auf das Infoschild verriet: 1767 brandschatzten die Burmesen, und erst 1956 wurden die Chedis neu errichtet. Darin: die Asche von König Rama Thibodi II. und seines Vaters. Beide lebten im 15. Jahrhundert. Stundenlang könnte man auf dem Gelände dieses alten Königs-Tempels umherwandern, doch die Zeit drängte, wir mussten weiter.