Am Sonntag gab es nach fünf Tagen das
erste Mal wieder Salat und Gemüse in mehr als nur homöopathischer Menge. Doch
davor lagen der Freitag und der Samstag. Im Laufe dieser zwei Tage entwickelten
sich mehrere Phänomene und Symptome, die ich vor ein paar Tagen noch für unmöglich
oder zumindest für höchst unwahrscheinlich gehalten habe. Nummer eins: Fleisch
hängt mir langsam zum Hals raus. Am Anfang ist es noch eine herrlich
neandertalerische Vorstellung, sich einige Tage lang nur von Fleisch zu
ernähren. Einfach die Zähne in ein Stück wohlzubereitetes Huhn oder Rind zu
verbeißen und dies solange zu tun, bis man satt ist.
Nach drei Tagen
wächst allerdings die Sehnsucht nach den Beilagen. Eine Schippe Reis, eine Handvoll
Nudeln oder einfach Salat und Gemüse. Grund genug, am Freitagabend schon mal das
Fleisch durch Fisch zu ersetzen. Lachssteaks, zubereitet so wie es der Doktor
in seinem Diätbuch vorschlägt. Eine leckere Angelgeneheit, vor allem, wenn man
sich den Pfannkuchen vom Tage aufgespart hat und ihn mit etwas Knoblauch, Basilikum
und Oregano zum Ersatz-Pizzabrot backt.
Wer sonst nur Lachsfilets zu sich nimmt, der sei an dieser Stelle allerdings
gewarnt: Lachssteaks haben zahlreiche Gräten, die einem das lukullische Mahl
versauen können. Mittags gab’s übrigens eine rasch gebratene, nicht zu kleine
Frikadelle, die zwar prima schmeckte, den Wunsch nach Fisch allerdings auch
noch mehr anheizte.
Phänomen zwei: Ich kann auf meinen
geliebten Whisky verzichten. Schwerlich zwar, aber ich schaffe es. Ich beneide
diesbezüglich gerade unsere Katze – siehe Bild. Nach dem Essen am Freitagabend fiel
wie immer mein Blick auf das Whisky-Tischchen. Darauf eine kleine, erlesene Auswahl Single-Malt-Whisky aus Schottland.
Normalerweise schenke ich mir gelegentlich und gerade am Wochenende ein,
maximal zwei Drams ein. Mein Interesse und Hingabe an Whisky hat sich in den
vergangenen zwei Jahren voll entwickelt, so dass ich ein regelmäßiger
Whiskygenießer geworden bin. Ich schreibe bewusst Genießer, weil es sonst
gleich wieder heißt „guck mal, der säuft“. Mitnichten, denn um ihn einfach so zu
saufen sind diese Whiskys viel zu teuer und beinhalten zu viele entdeckenswerte
Aromen. Vielmehr geht es um das erriechen und erschmecken dieser Aromen im Glas.
Dafür braucht es keine halbe Flasche sondern nur ein wohldosiertes Schlückchen
von 2 bis 4 Milliliter.
Und da ist der Haken. Selbst diese kleine
Menge verbietet der Doktor – zu Recht, denn sonst ist die Diät in Gefahr.
Schließlich hat Alkohol eine ziemliche Menge Kalorien. Obwohl sich bei
Hochprozentigem die Frage stellt, ob er nicht vielleicht doch erlaubt ist. Denn
weder Kohlehydrate noch Fett finden sich im Whisky. Aber er verhindert wohl das
verbrennen der sonstigen Kalorien, die man durch die Nahrung zu sich genommen
hat. Denn der Körper gibt dem Alkoholabbau den Vorzug – klar, ist ja Gift – und
lagert die anderen Kalorien lieber ein. Darüber habe ich intensiv
nachgegrübelt, während der Freitagabend verging und die Flaschen zu blieben. Auch
dabei half mir der Gedanke, dass ich mir ja auch das Rauchen abgewöhnt habe,
und die Tabak-Gelüste waren damals viel schlimmer. Desgleichen am Samstag und
am Sonntag, die Flaschen bleiben eisern zu.
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