Was soll ich groß um den heißen Brei herumreden: Ich habe am vergangenen
Wochenende gesündigt. Sicher nicht auf eine Weise, die die Regeln der biblischen
10 Gebote verletzt, die Hölle bleibt mir also bis auf weiteres erspart. Doch
aber in einer Art, wie sie Dr. Dukan den mahnenden Zeigefinger erheben lässt. „So
nicht, Freund Brutus“, mag er mir dabei zurufen und ein „ich hab’s dir gesagt“
hinterher. Und ich würde vor ihm niederknien und darauf warten, dass er den
wohlverdienten Kübel Asche über meinem sündigen Haupt ausleert. Vielleicht
würde ich aber auch sagen „Kamerad, stell den Eimer weg. Es ist nix passiert,
außer, dass ich am Montag ein paar hundert Gramm mehr wiege – 100,9 Kilo, um
genau zu sein.“ Wahrscheinlich würde ich, frei, den legendären Hanns Dieter
Hüsch zitieren: „Bitte keine Dramen, keine Sehenswürdigkeiten, keine
Sippenhaft. Ganz ruhig bleiben und fröhlich sein! Das griechische Reich ging
unter. Das römische Reich ging unter. Das ägyptische reich ging unter. Das
persische Reich ging unter. Das englische Reich ging unter, das germanische
Reich ging unter und das deutsche Reich ging unter. Und dann kommst Du mir
wegen ein paar blöder Scheiben Wurst?“ Und wegen eines Gerichts vom
Thai-Lieferservice, muss man fairerweise dazusagen.
Von vorne- heute ohne Rezepteinschübe, da ich am Wochenende nicht gekocht
habe. Nachdem wir uns am Freitagabend über die nicht mehr ganz so volle A5
Richtung Bad Hersfeld aufgemacht hatten, kamen wir, nach überstandenem Unwetter
zwischen Homberg und Alsfeld, bei meiner Mutter an. Die hatte für uns einen
Salat mit Huhn zubereitet und extra vorher noch angerufen, ob und was wir denn
essen dürfen. Der schmeckte lecker und beinhaltete alles, was an einen solchen
Salat gehört. Und da noch etwas übrig war, hab‘ ich mir den Rest am
Samstagmittag gegönnt – nach einem halben Becher Joghurt am Morgen.
Am Samstagabend feierte mein Schwiegervater seinen 67. Geburtstag und fuhr
einige Köstlichkeiten auf. Unter anderem fanden sich auf dem kalten Büfett kleine
Frikadellen, geräucherter Schinken und die regionale Spezialität „Ahle Worscht“.
Zudem hatte meine Mutter noch eine Schüssel Salat gemacht, die der vom Vorabend
sehr ähnlich war. Und nun wäre dies das einzige gewesen, was ich hätte essen
dürfen. Mal abgesehen von ein paar sauren Gürkchen. Ich stand einige
Augenblicke vor all diesen leckeren Dingen, denen ich seit fast zwei Wochen
entsagt habe, und überlegte nicht lange. Sowohl Frikadellen, als auch Wurst
landeten auf meinem Teller. Das frische Brot habe ich allerdings liegenlassen,
denn noch größer wollte ich die Sünde nicht werden lassen. Der Genuss war
natürlich herrlich, jedes Stückchen bereitete Freude, und nur mit Mühe konnte
ich mich zurückhalten, das Ganze zügig runter zu schlingen. Ob ich ein Bier
dazu wolle, wurde ich gefragt. Das habe ich natürlich abgelehnt und blieb den
Abend eisern bei Wasser und Cola light. Natürlich kann der Dukan-Purist jetzt
sagen „Man hätte sich auch selbst was mitbringen können, um der Sünde
vorzubeugen.“ Richtig, das hätte man tun können, und sich gleichzeitig
endgültig zum Gespött der Leute gemacht und die Familie, die den ganzen Tag in
der Küche gewuselt hat, vor den Kopf stoßen. Da war der Geist ausnahmsweise mal
schwach.
Die sonntägliche Abweichung vom Plan allerdings geht voll auf meine Kappe,
ich hatte einfach keine Lust, mir Gedanken darüber zu machen, was man kochen
könnte, geschweige denn, überhaupt zu kochen. Nach fast 14 Tagen, an denen ich manchmal
auch zweimal am Tag Töpfe und Pfannen geschwungen habe, war die Luft raus. Also
bestellten wir etwas beim Thailänder. Für mich gab’s Rind mit Gemüse, meine
Frau wählte die Hühner-Variante. Das dürfte zu fett- und salzreich gewesen
sein, aber das lässt sich bei bestelltem essen kaum vermeiden. Zudem stellten
sich die Gerichte als ziemliche Glutamat-Bomben heraus. In Bad Hersfeld ist der
Trend zum Weglassen dieses Geschmacksverstärkers, noch nicht angekommen. Aber
den mitgelieferten Reis hab‘ ich brav ignoriert, so dass die Kohlehydratmenge
in Grenzen blieb.
An dieser Stelle endet der Bericht zum Wochenende, ausnahmsweise nicht mit
dem Montagsgewicht (steht ja auch schon oben) sondern mit Gruß und Kuss in
Richtung meiner fast zweijährigen
Nichte. Die ist am Wochenende mit ihrem Laufrädchen so unglücklich hingefallen,
dass sie dabei zwei Zähne verloren hat und heute im Krankenhaus weiterbehandelt
und vielleicht sogar operiert werden muss. Da heißt es Daumen drücken, dass der
Kleinen das erspart bleibt.
very good comment
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