Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Mittwoch, 30. November 2011

Thailand - Die Uniformgläubigkeit der Deutschen

Der Weg vom Markt hin zum Großen Palast war angenehm kurz. Das anschließende Gespräch mit einem Thailänder nicht.  Dank der uns Deutschen so unglaublich innewohnenden Uniformgläubigkeit. Ich weiß auch nicht, woran es liegt, dass man beim Anblick eines, wenn auch nur scheinbar in offizielle Kleidung gehüllten Menschen, sofort innerlich die Habtachtstellung annimmt. Ganz zu schweigen vom sofortigen Verschwinden des eigentlich immer angebrachten gesunden Misstrauens. Stattdessen erfüllt einen fast schon so etwas wie Dankbarkeit, dass sich so weit weg von Zuhause jemand um das Wohlergehen zweier Touristen kümmert und dabei nur ihr bestes will – nämlich ihr Geld.  

Wir liefen also an der  Westseite der insgesamt 1,9 Kilometer langen weißen Mauer, die den Großen Königspalast umgibt, entlang, auf der Suche nach dem Eingang. Kurz bevor wir ihn durchschritten, trafen wir auf einen thailändischen Mittdreißiger in dunkelbrauner Hose und hellbraunem Hemd. Dieser zunächst freundliche Zeitgenosse erkannte wohl unsere suchenden Blicke und sprach uns in fast fließendem Englisch an. Ob wir den Palast sehen wollten und dass er uns helfen wolle, da er hier arbeite. Zum tieferen Verständnis: Es war 14.15 Uhr. Er versicherte uns, dass der Palast erst um 15.30 Uhr wieder öffnen würde und dass jetzt Mittagspause sei. Spanische Verhältnisse in Thailand? Na schön.

Und außerdem würde meine Frau den Palast eh nicht betreten dürfen, da sie in ihren Sandalen keine Socken trug. Na toll, ausnahmsweise mal keine typisch deutsche Kleidung und dann das. Da hat mir die freundliche Dame im Hotel noch den Tag gerettet, als sie mich auf meine kurze Hose hinwies, aber die baren Füße meiner Frau hatte sie übersehen. Na wenigstens der Mann rettete uns vor der Peinlichkeit, an der Kasse zu stehen, und nicht reingelassen zu werden. Verdacht schöpften wir natürlich noch keinen, schließlich arbeitet der Mann ja für den Palast. Aber da eh noch Zeit war bis der Palast öffnet, könnten wir schnell zu einem Geschäft fahren, ganz in der Nähe, wo es günstige Strümpfe gibt. Und eine Buddha-Statue sei dort auch in der Nähe, die könnten wir uns ansehen, und in einem weiteren Geschäft gäbe es noch Souvenirs. Isser nicht nett?

Den Stadtplan, den ich in der Hand hielt, kritzelte er bei dieser Gelegenhit mit lauter Kringeln und unleserlichen Schriftzeichen voll, um die genaue Lage der Orte zu demonstrieren. Und hinter uns stand auch schon das Tuk-Tuk, das uns für nur 60 Baht zu den angegebenen und angekritzelten Örtlichkeiten fahren würde. Da dämmerte es dann doch und wir lehnten dankbar ab. Außerdem waren wir uns dann doch ziemlich sicher, das der Palast um 15.30 Uhr schließt und nicht erst öffnet. Auf die paar Kopeken, die der Spaß gekostet hätte, wäre es nun wirklich nicht angekommen, aber den Palast wollten wir dann doch gerne sehen. Misstrauen wieder da, Dankbarkeit weg, Habtachtstellung auch. Gott sei Dank, denn der Palast hätte tatsächlich um halb vier zugemacht. Der Herr schien dann auch mit der Gesamtsituation unzufrieden, beschimpfte uns diesmal auf Thai und stapfte wütend davon. Um die nächsten Touris anzuquatschen, die ihm auf den Leim gehen sollten.  50 Meter weiter konnten wir dann tatsächlich einen Mann dabei beobachten, wie er in ein Tuk-Tuk stieg. Sein Glück: Er trug eine kurze Hose, wäre also tatsächlich nicht in den Palast engelassen worden. Dafür war unser Stadtplan nun vollgekritzelt und ich wusste, wo man im Zweifel Socken kaufen kann. Ist doch auch was.

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