Abermalige Angriffe scheinbar offiziell gekleideter Tuk-Tuk-Anreißer
wussten wir beim Verlassen des Palastes schon prima abzuwehren. Geht ganz
einfach: Ignorieren oder dem Nervling ein gepfeffertes „No“ entgegenschleudern.
Das „Thank You“ kann man sich dann auch sparen. Wer übrigens Erfahrung mit
Urlauben in arabischen Ländern hat, dürfte überrascht sein: Touristen werden in
Thailand (mit einigen unrühmlichen Ausnahmen) nicht annähernd so unverschämt
„angemacht“ wie im nahen und mittleren Osten. Da kann es mitunter schon mal
richtig zur Sache gehen, wenn ein Rudel Kinder von der einen Seite ein
„Bakshish“ einfordert und der freundliche Turbanträger von der anderen Seite
versucht, einem seine Waren anzupreisen. Die Mentalität ist einfach eine andere,
wer das nicht mag, dem sei Thailand ans Herz gelegt.
Nach dem Palast wollten wir über einen nahe gelegenen Markt schlendern,
in dem laut Reiseführer viele einheimische Produkte angeboten werden und wo
richtig was los sei. Nun ja, wir fanden ihn nach einer halben Stunde Suche und
der mehrfachen Überquerung diverser Straßen – ein Abenteuer für sich, bei dem
meine Frau erstaunlich Qualitäten an den Tag legte. Todesmutig stürzte sie sich
auf die Schnellstraßen Bangkoks, schlängelte sich zwischen den herannahenden
Autos hindurch, die hupten, aber nur selten bremsten, und erreichte sicher die
andere Seite. Gelernt hat sie das von einem Hund, der unweit von uns auf die
Straße lief und ebenfalls lebend auf der anderen andere Seite ankam. Kurz:
Einfach loslaufen, sonst wird’s nix.
Der Markt selbst war als solcher für uns Westler nur schwer zu
erkennen. Denn: Bei uns nennt man das Sperrmüll. Über hunderte Meter waren
zwischen einer Mauer und der Bordsteinkante „Stände“ aufgebaut. Alles, was auch
nur vom Rost oder den gebeten des Besitzers zusammengehalten wurde, kann man
dort kaufen. Alte Kleidung, Werkzeuge, Haushaltswaren, Schränke, das ganze
Programm. Zudem entbehrte das Ganze auch nicht einer gewissen Schmutzigkeit. Hinzu
kam, dass viele der Menschen dort mit einer medizinischen Gesichtsmaske
ausharrten. Denn die Luft neben einer sechsspurigen Straße in Bangkok ist noch
fürchterlicher als sonst. Ich habe es mir dann auch verkniffen, Bilder davon zu machen. Wäre mir schäbig vorgekommen.
Ein Schlückchen in Ehren... |
Irgendwie stimmte uns das Ganze dann auch eher missmutig, also taperten wir zu
unserem Anlegesteg zurück und warteten dort auf das nächste Express-Boot. Das
ließ sich Zeit und so genehmigte ich mir in der nahe gelegenen Kaschemme ein
eiskaltes Singha. Es gibt nichts Besseres bei 32 tropischen Grad Celsius und
einem gerade abgeschlossenen Sight-Seeing-Bummel. Dass der ganze Laden aussah,
als hätte eine Bombe eingeschlagen, war sowieso zweitrangig, denn erstens
schmeckt ein kaltes Bier fast überall und zweitens wäre ich mir inzwischen
total albern vorgekommen, westliche Standards zu suchen. Es ist viel einfacher, Vorurteile und Ängste über Bord zu werfen.
Die nötige Dusche im Hotel weckte die Lebensgeister erneut, was die
Frage aufwarf „Was essen wir heute Abend?“ Teures Hotel-Restaurant? Ach was!
Einen Steinwurf vom Hotel entfernt gab es eine Art Food-Corner, in dem man
verschiedene einfache Gerichte zu Cent-Preisen bekommt. Teuer gegessen hatten
wir schon mal, außerdem wollten wir weiter Bangkok auf die ehrliche Art
erfahren.
Markt und Food-Corner |
Also hin zu der großen Halle, die neben zahlreichen Nahrungsständen
auch einen kleinen Markt bot, auf dem man lauter originale Designer- und
Markenware zu sagenhaft günstigen Preisen erstehen kann. Behaupten die
Verkäufer da. Wir haben uns für einen knappen Euro zwei Suppen geholt. Was da
genau drin war, bleibt ungewiss, denn die Bestellung lief vorwiegend mit Händen
und Füßen ab. Scharf war die Suppe, und lecker. Runtergespült haben wir das
Ganze mit einer (Achtung!) Mirinda für 5 Baht (12 Cent). Die hatte die Farbe
von nicht ganz ausgestrahltem Atommüll (Knallorange) und brachte vom Geschmack
her jeden Diabetiker ins Grab. Das nennt man in Chemikerkreisen wohl eine
gesättigte Lösung. Man hätte darin keinen Krümel Zucker mehr auflösen können.
Aber als Abwechslung zum stillen Wasser, das lauwarm auch wie eingeschlafene
Füße schmeckt, eine feine Sache.
Nun hat Suppe die unangenehme Angewohnheit, dass man danach zwar
kurzzeitig Satt ist, der Hunger aber recht bald wieder durchschlägt. Und nun?
Noch eine Suppe? Lieber etwas Handfestes? Wir gingen in ein ebenfalls nicht
weit entferntes Restaurant, dessen Speisekarte zwar komplett auf Thai
geschrieben war, aber um Bilder der Speisen ergänzt wurde (links). Wir machten es wie
die Zweijährigen, zeigten auf die Abbildungen und speisten königlich-fürstlich.
Nach zwei Chang-Bieren (etwas stärker als Singha) war die Bettschwere vollends
erreicht… Am nächsten Tag um acht Uhr
holte uns unser Reiseführer ab. Und der war ein weiteres Erlebnis der dritten
Art.
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