Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Fix-und Fertigprodukte


Alfons Schuhbeck wirbt für McDonalds. Horst Lichter für Maggi. Martin Baudrexel für Rama. Sollen sie doch. Sind sie drei Beispiele für den Untergang des kulinarischen Abendlandes? Mitnichten! Für die Gier der erfolgreichen Fernsehköche, die Wein predigen, Wein trinken und trotzdem für Wasser werben? Wahrscheinlich! Ein Zeichen dafür, dass Sterneküche und Alltag nicht zusammen passen? Auf jeden Fall! Die drei Starköche (kein Denglisch für Sterneköche!!!) verkaufen mit ihrem Reklame-Engagement für Fast-Food und Fertigprodukte ihre Berufsehre und ihre Glaubwürdigkeit an den Konsum-Mephisto und wollen von dem grioßen Kuchen auch ein Stück abhaben. Denn eins steht fest: Maggi und Knorr machen mehr Gewinn als Schuhbeck und Co. Ebenso McDonalds. Da können die oben genannten Herren noch so sehr in den zahllosen TV-Kochsendungen mit dem moralischen Kochlöffel wedeln: Das hochfeine Kochen hat zwar Einzug in die deutschen Küchen gehalten, ist aber noch nicht zur alltäglichen Regel geworden.  

Denn zwei Zutaten werden bei den Predigten für aufgeschäumte Frischkräuter-Süppchen und  niedrig-gegarte Bio-Regional-Tierteile gerne vergessen: Zeit und Geld. Und Zeit ist ja bekanntlich Geld. Die meiste unseres wachen Lebens verbringen wir damit, Geld zu verdienen. Entsprechend wenig Zeit bleibt dann für den großen Rest. Eine Mahlzeit aber, die den in die Hirne der deutschen Herd- und Topfgesellschaft gemeißelten Ansprüche genügt, kostet im Einkauf Geld sowie Zeit. Und bei der Zubereitung noch mal Zeit. Das Bio-Schwein vom Regional-Bauern kostet mehr als die abgepackte Tiefkühlware aus dem Supermarkt. Zahlreiche frische Kräuter haben auch nur die wenigsten direkt in der Küche oder auf dem Balkon. Was ist also so verwerflich daran, mal eine Tüte aufzureißen und sie mit rohen Nudeln und Sahne im Ofen zu einem Auflauf zu backen? Oder statt mit 10 Einzelgewürzen dem Chili con Carne mit dem Fix-Produkt auf die Geschmackssprünge zu helfen.  Ja, ja, die ganzen Zusatzstoffe sind natürlich nicht wünschenswert – aber es schmeckt einfach auf seine Art saulecker. Fertig. Und nur wenige Mitglieder der arbeitenden Bevölkerung finden ihre Erholung in der Zubereitung eines komplizierten Mahls. Zumindest nicht jeden Tag. Und Tim Mälzer macht sich schließlich auch gerne nach getaner Arbeit eine Dose Ravioli auf.

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