Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Die Dukan-Diät - Tag 1

Noch vorgestern Abend habe ich die ersten Vorbereitungen getroffen: Haferkleiepfannkuchen zubereiten. Ja, genau, ich dachte auch erst „Oha, die Dinger kann man wahrscheinlich höchstens als Schleifscheiben oder Bremsbeläge benutzen.“ Man nehme anderthalb Löffel der Haferkleie, ein Ei und etwas Magerquark. Dies allein ergibt tatsächlich ein relativ geschmacksneutrales, plattes Ding, das entfernt nach Pappmaché schmeckt. Woher ich das weiß? Mal ehrlich, welches Kind hat nicht früher mal das Pappmaché im Kindergarten probiert. Aber mit etwas Süßstoff oder Salz oder Pfeffer oder Kräuter oder sonstige Gewürze schmeckt’s ganz ordentlich. Da ich die Dinger zum Frühstück verhaften wollte, wurden sie letztlich süß.  Und sogar am nächsten Morgen waren sie noch, Achtung: fluffig.

Zu den Pfannkuchen gab’s Joghurt. Da Fett ein Geschmacksträger und auch –verstärker ist, schmecken fettige Speisen vielen Menschen besonders gut. Mal ehrlich: Ein fettiger, fieser, fleischiger Hamburger, mit Speck und Käse ist doch eine echte Genussbombe (ihr könnt euch nicht vorstellen, wie hart es für einen Diäthaltenden ist, solche Zeilen zu schreiben). Für 0,1-prozentigen Joghurt hingegen gilt: Abwesendes Fett = abwesender Geschmack. Dem kann man aber auf die Sprünge helfen. Ganz klar, auch hier wieder mit Gewürzen und Geschmacksgebern. Dabei gilt: ruhig eine Prise oder einen Spritzer mehr dazugeben, denn es fehlt ja das tragende und verstärkende Fett. Die recht wässrige, weiße Substanz wurde so mit einem Schuss Zitronensaft und einem Spritzer Süßstoff zum guten Zitronenjoghurt. Da kann man sich künftig glatt die Convenience-Alternative sparen.

Kleiner, aber angebrachter Zwischenkommentar: In des Doktors schlauem Buch stehen zahlreiche Rezepte, auf die man getrost zurückgreifen kann. Oder man spielt einfach selbst Koch und mixt einige der erlaubten Zutaten nach eigenem Gutdünken. Das sind 70 plus sämtliche Gewürze. Der eigenen Kreativität sind nur mathematische Grenzen gesetzt – zumindest bei denjenigen, die an ihren Räucherfisch auch Süßstoff schütten würden… Während ich dies schreibe, brät im Ofen ein leckerer Hackbraten vor sich hin – der ist für morgen. Die Würzmischung im Originalrezept besteht lediglich aus Salz, Pfeffer und einer Zwiebel (warum die ein erlaubtes Gewürz und kein verbotenes Gemüse ist, wissen Dr. D. und der Himmel). Insgesamt sicher essbar, aber auch totlangweilig. Etwas Knoblauch (ist auch erlaubt), Paprikapulver und eine ordentliche Ladung frischer Thymian geben diesem Lieblingsgericht vieler amerikanischer Fernsehfamilien einen ordentlichen Geschmack.
Zurück zum Frühstück. Durch den Pfannkuchen ist das Ganze tatsächlich so sättigend, dass es bis zum Mittagessen gegen 13 Uhr keine nennenswerten Hungeräste zu verzeichnen gibt. Das ändert sich nachmittags, denn der Weg zum Abendessen ist dann schon steiniger. Zu Mittag lagen auf dem Teller: geräucherte Forelle, etwas Putenbrust und ein Klecks selbstgemachte Currysoße (6 Esslöffel Joghurt, Currypulver, Salz, Pfeffer. Nicht besondere einfallsreich, aber schmackhaft).  Das macht zwar satt, aber gegen 16 Uhr wird es dann das erste mal kriminell: Ich habe einen Schoko-Jeeper, der sich gewaschen hat. Was tun? Da heißt es eisern bleiben, daran denken, dass ich es ja auch geschafft habe, der Zigarettenlust zu widerstehen (das ist wirklich etwas für Willensstarke), und Ablenkung suchen. Also hab‘ ich angefangen, den Hackbraten für morgen zuzubereiten. Das mag etwas seltsam klingen, aber durch die Ablenkung ging wenigstens der Schokohunger weg. Und als Belohnung gab’s ein kleines Scheibchen des Bratens, nachdem er ein gutes Stündchen im Ofen verbracht hat.

Hüftsteaks mit Thymian und Knoblauch
Zum Abendessen wurde es dann richtig fleischig. Auf meinem Teller und auch dem meiner Frau lagen jeweils 400 Gramm Rinderhüftsteak (siehe links) und eine selbstkreierte, scharfe Soße (100 Gramm 0,1er Frischkäse, eine halbe Zwiebel, etwas Knoblauchpulver, scharfes Paprikapulver, Salz, Pfeffer und eine ordentliche Portion Majoran). Für die Soße gilt: Mit fettreicheren Zutaten schmeckt sie einfach besser, mit Gorgonzola noch vieeeel besser.  Aber es blieb  trotzdem alles im geschmacklichen Rahmen. Und ein solches Riesensteak ohne Soße wäre auch nur schwerlich zu verdrücken gewesen. Allerdings war es superzart, was recht einfach hinzukriegen ist: das Fleisch muss zwei Stunden vorher aus dem Kühlschrank und darf sich an die Umgebungsküchentemperatur anpassen. Dann wird es gepfeffert – und zwar erst aus der Mühle und dann in die Pfanne. Eine Minute von jeder Seite richtig scharf anbraten und dann bei 140 Grad etwa 10 bis 15 Minuten in den Ofen (je nach Fleischdicke). 

Und nun das Härteste: Am Morgen zeigte die Waage genau 105,4 Kilogramm. 24 Stunden später waren es 103,2.  Das nennt man mal effektiven Wasserabbau…


Dienstag, 17. Juli 2012

Die Dukan-Diät – der Entschluss

Die Zahl lastet schwer auf meinen offensichtlich zu schweren Gliedern: 105. Versehen mit der Einheit Kilogramm ergibt sie mein aktuelles Körpergewicht. Bei einer Körpergröße von 1,90 Metern macht mich das nicht zu einem Fettsack. Aber das Bierbäuchlein und der Hüftspeck sind nun beileibe auch nicht mehr wegzudiskutieren. Den Sprung über die 100-Kilo-Marke habe ich einem Laster zu verdanken, das ich vor anderthalb Jahren im dritten Anlauf nun endgültig aufgegeben habe: Das Rauchen. Die beiden vorherigen Versuche, von den Glimmstängeln wegzukommen, ließen mich in den vergangenen Jahren kontinuierlich in die Breite wachsen. Hinzu kommt, dass meine sportliche Ader meist im Verborgenen bleibt, so dass man mich nur ab und zu durch die Felder radeln oder laufen sieht. Die Vorliebe für Naschwerk oder fettreiche Speisen teile ich zwar mit vielen anderen, das Weglassen von Cola oder anderen versteckten Kalorien macht die Sache auch nicht besser. Im Gegenteil. Vor 10 Jahren waren es noch 84 Kilo, die ich durch die Weltgeschichte trug, dann 89, vor anderthalb Jahren dann 96 Kilo und nun 105. Diverse Grillabende und dazu gereichte kühle Biere taten in letzter Zeit ihr übriges. Der Blick in den Spiegel sorgte also keineswegs Freudentaumel.

Der Gedanke, eine Diät zu beginnen, liegt nahe. Denn meine regelmäßigen Versuche, weniger oder gesünder zu essen, fanden meistens nach ein paar Tagen ein jähes Ende. Also musste ein richtiger Plan her. Doch welcher? Da passte es sehr gut, dass meine Frau ebenfalls der Meinung war, ein wenig Gewicht verlieren zu wollen und das Buch „Die Dukan Diät“kaufte. Benannt nach einem gleichnamigen französischen Arzt. Dieser Doktor Dukan verspricht, dass man mit seiner Methode in kurzer Zeit viel Gewicht verlieren könne, zahlreiche Hollywood-Stars halten sich damit in der Waage. Das unterscheidet ihn nicht von vielen anderen seiner Zunft. Was ihn von den anderen unterschied, war, dass sein Buch nun auf dem Küchentisch lag und nicht das eines anderen Spezialisten.

In aller Kürze lässt sich das Verfahren so zusammenfassen: In vier Phasen wird das überschüssige Gewicht abgebaut. Während der Angriffsphase sind ausschließlich proteinhaltige Nahrungsmittel erlaubt. Sie kann zwischen ein und 10 Tage dauern. Ich habe mich für fünf entschieden, das gerade noch gesunde Mittelmaß.  In der Aufbauphase kommen diverse Gemüsesorten hinzu, kohlehydrathaltige Sättigungsbeilagen sind weiterhin verboten. Dann gibt es noch die Konsolidierungsphase, die notwendig ist, um den JoJo-Effekt zu verhindern, und schließlich, als Phase vier, der Rest des Lebens, in dem man hoffentlich seine Ernährung umgestellt hat. Zudem verordnet der Doktor ein gewisses, aber nicht zu großes Maß an Bewegung. Wie die Diät genauer funktioniert, und welche Kritikpunkte es gibt, steht unter anderem hier, lässt sich aber auch prima ergoogeln. Natürlich birgt die anfangs einseitige Ernährung das Problem der Mangelernährung, wie dies bei allen derartigen Abnehmvarianten der Fall ist - mehr dazu hier - aber fünf Tage lang wird es wohl schon hinhauen und mich nicht 1,80 Meter tiefer bringen. Und da ich ein Mann bin, muss auch der Hinweis gestattet sein, dass saftige, magere Steaks ebenfalls in den ersten Tagen auf dem Speisplan stehen dürfen, was das Prozedere ein Stückweit archaisch-sympathisch wirken lässt. Denn die Steaks dürfen fast beliebig groß sein. Auf die geliebten Kroketten und die Gorgonzola-Soße muss ich allerdings verzichten.

Vor allem in den ersten Tagen soll der Gewichtsverlust recht zügig vonstattengehen. Dr. Dukan verschweigt nicht, dass es sich dabei vorwiegend um Wasser handelt, das den Körper verlässt, aber der psychologische Vorteil sei diesbezüglich nicht zu unterschätzen. Soll mir recht sein, wenn nach ein paar Tagen zwei oder drei Kilo weniger auf der Waage stehen. Das ermuntert zum weitermachen. Immerhin soll aus dem Körper in der Zeit eine regelrechte Verbrennungsmaschine werden. Nun ja… Danach geht es langsamer weiter, aber dafür dem Fett selbst an den Kragen. Wie lange ich das durchhalte? Keine Ahnung, aber da ich mir die Qualmerei abgewöhnt habe, bin ich optimistisch, dass mein Durchhaltewillen recht stark ist. 

Vor dem Beginn steht eine Bestandsaufnahme im Kühl- und Brotschrank. Vieles von dem, was dort lagert, ist in den nächsten Wochen verboten. Fruchtjoghurt, Salami, Vollkornbrot. Also verputze ich es mit Genuss und gehe dann einkaufen. Eier, magerer Schinken, 0,1-prozentige Milch, Quark und Joghurt, Fisch, Fleisch. Süßes, Brot und sonstige Fett- und Kohlehydratbomben lasse ich links liegen. Insgesamt 70 Produkte darf ich essen, und da ich gerne koche, dürfte das Geschmacksproblem recht einfach zu lösen sein.  Nach dem Einkauf liegen im Kühl- und Eisschrank: Mehrere Packungen magerer Schinken, sechs Becher 0,1-Prozent-Joghurt, drei Packungen Magerquark, Rindersteaks und –hackfleisch, entrahmte Milch, Lachssteaks und eine Hähnchenpfanne. Letztere gibt’s natürlich ohne Haut – das wird das erste Hindernis. Hinzu kommt Haferkleie, aus der man sich mit Quark Pfannkuchen backen soll. Dies sind die einzigen Kohlenhydrate, die in nächster Zeit erlaubt sind. Na dann mal los…

Freitag, 4. Mai 2012

Thailand – Wir und die anderen

Nach einer überschaubar langen Fahrt begannen unsere Mägen hörbar auf sich aufmerksam zu machen. Doch Buddy ließ den Fahrer prompt von der Hauptstraße abbiegen und auf dem Parkplatz eines Hotels haltmachen. „Geben Büffeeeee“ sagte uns unser Mr. Miyagi und führte uns in den Speisesaal. Den teilten wir uns mit etwa 200 anderen Touristen, die sich hungrig über das dargebotene Essen hermachten. Es fiel etwas enttäuschend aus, weil es zum großen Teil aus westlichen Gerichten wie Spaghetti Bolognese oder Gulasch bestand. Nur ein paar Tage später wären wird dankbar gewesen für diese Abwechslung, aber jetzt hofften wir eigentlich auf Thai-Food. Etwas davon fand sich dann auch (frittiertes Huhn mit Kokossauce, ergänzt durch Landesfrüchte wie Mango und Ananas).

Spannend war auch das Publikum an sich. Denn unter den 200 Touristen mussten ja schließlich auch diejenigen sein, die genau unsere Reise auch gebucht hatten und nun ebenfalls mit kleinen Bussen unterwegs waren. Einige davon standen schließlich auch auf dem Parkplatz. Wir teilten den Tisch mit einem freundlichen Ehepaar, das in etwa die gleiche Haarlänge hatte – Zwei Handbreit über Schulterlang – und das definitiv sehr gut und intensiv gelebt hatte. Selbstverständlich rauchten beide selbstgedrehte Filterlose und genauso klangen sie auch. „Seid Ihr auch Thailand auf die feine Art“, fragte er, was wir bejahten.

Relativ schnell fanden wir dann auch die anderen, spätestens bei der Abfahrt waren alle „Mitreisenden“ identifiziert. Und die waren, wie es sich gehört, auch nicht frei von Klischees. Zum Beispiel das Paar mit zwei Kindern, dessen Muttertier Ed Hardy-Klamotten und die obligatorische Gucci-Sonnenbrille auftrug. Immer ein wenig zu laut sprach sie mit ihrem Anhang und ließ damit auch die Umstehenden wissen, dass ihr die Toilettenanlagen des Hotels nicht zusagen würden. Später am Tag ließ sie dann noch, ebenfalls recht lautstark, das Hotelpersonal mehrfach antanzen, weil irgendein Krümel auf dem Fußboden lag und das Zimmer noch zu warm war. Man muss dazu sagen, das die Uthai River Lodge das einfachste der Hotels auf der Reise war, Zwei Sterne Landeskategorie, aber es war sauber, die Minibar bot Bier und Softdrinks zu Niedrigpreisen, und die Aussicht auf den See war einfach unbezahlbar.

Vorher fuhren wir noch zu einem „Tempälllll“ wie Buddy sagte, der zwar nicht auf dem Reiseplan stand, aber recht außergewöhnlich war. Er war nämlich im inneren komplett mit einem Glasmosaik verziert, das eine besondere Atmosphäre schuf. Den Namen des Tempels hat und Buddy zwar auch verraten, aber wie so vieles murmelte er ihn fast unverständlich vor sich hin, so dass er für diesen Bericht namenlos bleiben muss. Buddy fiel sodann auf die Knie, um zu beten. Ein sympathisches Ritual, das er in jedem Tempel zelebrierte. Anschließend erzählte er uns wieder was zum Tempel selbst, der in einem Glaskasten ein lebensechtes Abbild des Erbauers/Obermönchs/berühmtesten Tempelmitglieds (so genau weiß ich es leider nicht mehr) beherbergt (siehe oben). Das sieht dermaßen echt aus, dass wir zunächst glaubten, da sitzt tatsächlich einer drin.

Was wir auch bemerkten, war eine große Zahl Hunde, die auf dem Tempelgelände herumschlichen. Und fast alle hatten die Räude, Flöhe oder waren sonstwie von Krankheiten geplagt. Zwar werden die Hunde von den Mönchen gefüttert, aber einen Tierarzt hatte wohl noch keiner der Vierbeiner gesehen. So konnten sie sich also auch fleißig vermehren. Im Schatten döste eine junge Hündin, die ihre Jungen säugte. Das streicheln der Tiere sollte man sich also tunlichst aus dem Kopf schlagen.

Die Weiterfahrt gestaltete sich dann doch noch etwas abenteuerlich, da wir von der Hauptstraße weg in die Pampa fahren mussten, um unser Nachtquartier zu erreichen. Der Fahrer stieg am Ende eines Dorfes in die Bremse und stand an einem Flußufer, das es zu überqueren galt. Was dann angetuckert kam, würde jeden Fährmann des Westens beleidigen, wenn man es Fähre nennen würde. Kaum mehr als ein motorgetriebenes, eisernes Rechteck, das wohl in etwa so alt war wie sein zahnloser, wirklich ungesund aussehender Kapitän. Unnötig zu sagen, dass wir in unsere Vertrauenskette auch Buddha einstrickten, mit der Bitte, uns doch heil auf die andere Seite zu bringen und sowohl den Alten als auch den Motor nicht vorher sterben zu lassen. Es klappte, und schon kurze Zeit später erreichten wir die Uthai River Lodge, gelegen nahe einer weiteren alten Hauptstadt von Siam (waren eigentlich alle größeren Städte mal eine Hauptstadt?), Uthai Thani.

Wie erwähnt, eine Zwei-Sterne-Anlage – in der Nähe gibt’s auch nichts anderes – und trotzdem ein einladendes Fleckchen Erde. Das Abendessen war einfach, aber landestypisch und lecker-scharf. Unnötig zu erwähnen, dass Madame Ed Hardy sich auch darüber wieder beschwerte, vor allem, weil die Bedienung nicht schnell genug war und der Tisch, an dem man platziert wurde, nachdem man eine halbe Stunde zu spät kam, auch nicht recht war. Dafür lernten wir auch die anderen Reiseführer kennen, und einer davon stellte sich als das schwatzhafte Gegenteil von Buddy heraus, das sich auch gleich zu seinen Reisenden an den Tisch gesellte und sie ununterbrochen beschwatzte. Da war uns unser Buddy dann doch irgendwie lieber. Nach einem kurzen Schlummertrunk ging’s ab in die Falle. Das Schöne an Rundreisen ist, man kommt am Ende eines anstrengenden Tages überhaupt nicht auf die Idee, sich in irgendeinem Bett unwohl zu fühlen oder gar schlecht zu schlafen. Hinlegen, einschlafen, aus. Am nächsten Morgen mussten wir schließlich früh raus, um 7 Uhr war wecken, schließlich sollten wir den Mönchen eines nahegelegenen Tempels das Essen für den Tag überreichen.

Freitag, 20. April 2012

Thailand – Vor Ayutthaya

Die Fahrt in Thailands ehemalige Hauptstadt zog sich eine nicht enden wollende Weile hin. Was auch an der Bangkok’schen  Rush Hour lag. Wobei der Begriff „Rush Hour“ sicherlich stark untertrieben ist. Eigentlich ist es ein Rush Day, denn irgendwo herrscht in Bangkok immer Stau. Zwar haben sich vor einigen Jahren europäische Stadtplaner des Problems angenommen, bauten Brücken, planten Straßen, aber ihr Erfolg war eher bescheidener Natur. Eine gute Stunde dauerte es, bis wir das ärgste überstanden hatten und es einigermaßen vorranging.

Das Fernstraßennetz von Thailand kann sich allerdings wirklich sehen lassen. Die großen Pisten sind soweit in Schuss und Verkehr herrscht auch kaum. Dafür umso mehr landschaftliche Langeweile. Da Thailand einer der größten Reisexporteure der Welt ist, muss das Korn ja auch irgendwo angebaut werden. Man fährt also an einer ewig langen Reihe von Reisfeldern vorbei, kann dabei die Arbeiter beim pflanzen oder ernten beobachten (ein Feld wirft dreimal im Jahr Ertrag ab). Das ist interessant, wird aber beim 28. Mal auch eintönig. Zumal Buddy mehrere male auf das Reisfeldphänomen hinwies. Er zeigte dazu aus dem Fenster und sagte „Reis“. Manchmal auch „Große Reis“. Das Landschaftsbild sollte sich allerdings am nächsten Tag schon ändern, als wir noch weiter in den Norden vordrangen.

In Ayutthaya angekommen, erwarteten uns ein Tempel (links), eine dazugehörige Tempelruine, der WatPhra Sri Sanphet und ein weiterer Markt. Denn in Thailand gilt das ungeschriebene Gesetz „kein Tempel ohne Markt“. Wo immer ein Tempel steht, findet sich automatisch auch jemand, der den geneigten Touristen Souveniers andrehen will. Dazu kommen, wenn Tempel und Markt größer sind, auch Waren des täglichen Bedarfs – vorwiegend für Einheimische. Denn der Bedarf erschließt sich einem Ausländer nicht immer sofort, gerade wenn es um kulinarisches geht. Oder wozu benötigt man riesige Säcke voll mit gerösteter Schweineschwarte oder den frittierten Schlund einer Ente?

Vor allem der wieder mal sehr gewöhnungsbedürftige Geruch ließ uns rasch in Richtung Tempel vorankommen. Dort hatte Buddy seinen ersten großen Auftritt. Er klärte uns über die verschiedenen Darstellungsformen des Buddha auf und was sie bedeuten (mehr dazu hier), wie man Buddha huldigt (Blumen, Räucherstäbchen, Kerzen, Blattgold), und was es mit den vielen Kisten auf sich hat, an deren Deckel ein Schlitz hineingesägt wurde. Klar, das sind die Tempelspardosen, in die man etwas hineinwerfen kann. Interessant auch war auch, wo die alte und inzwischen stehengebliebene Tempeluhr gefertigt wurde (siehe oben)… 

Das Buddy so viel über Buddha wusste, liegt daran, dass der Gute einen Teil seines Lebens als Mönch verbracht hat. Das bedeutete aber auch, dass er uns die Geschichten von Buddha bei jeder Gelegenheit erzählte, und dabei in eine Art Extase geriet. Immer schneller und schneller sprach er dann, und immer schlechter und schlechter konnten wir ihn verstehen. Ela hatte davon irgendwann die Nase voll und schaltete ab, ich gab mir alle Mühe, den Faden nicht zu verlieren, und las schließlich doch die reichlich vorhandenen Info-Schilder, oder blätterte am Abend im Reiseführer. Denn genauso, wie es an Buddys Deutschkenntnissen haperte, brachte er gerne auch mal geschichtliche Daten durcheinander.

So schlenderten wir durch die wirklich beeindruckenden Ruinen des Wat Phra Sri Sanphet mit dem Wissen, dass „vor 400 Jahren“ die Burmesen Ayutthaya erobert haben und einen großen Teil der Stadt und der umliegenden Tempel niederbrannten. Ein Blick auf das Infoschild verriet: 1767 brandschatzten die Burmesen, und erst 1956 wurden die Chedis neu errichtet. Darin: die Asche von König Rama Thibodi II. und seines Vaters. Beide lebten im 15. Jahrhundert. Stundenlang könnte man auf dem Gelände dieses alten Königs-Tempels umherwandern, doch die Zeit drängte, wir mussten weiter.

Mittwoch, 7. März 2012

Thailand - Jetzt geht's rund


Nach einem Frühstücksbüfett, das nur noch den Vergleich mit dem Schlaraffenland zulässt, spazierten wir frisch gestärkt in die Lobby des Shangri-La. Dort sollte uns unser Reiseführer abholen. Er ließ uns auch nicht lange warten und erschien um kurz nach 8 Uhr mit einem milden Lächeln im Gesicht, das er in den kommenden Tagen nur selten ablegen sollte. Insgesamt erinnerte er micch sehr stark an die thailändische Ausgabe der Filmfigur Mr. Miyagi aus "Karate Kid". Er nannte auch seinen Namen – das einzige mal, dass wir seinen echten, von den Eltern gegebenen Namen gehört haben. Verstanden haben wir ihn nicht ansatzweise. Aber wir sollten ihn einfach Buddy nennen (ausgesprochen wie die Verniedlichung von Buddha). Sein Deutsch war, um es mit einem Wort zu sagen, miserabel. Er hatte ein Jährchen in Deutschland an der Universität in Bamberg zugebracht, aber das war wohl auch schon eine Weile her.

Markt in Chinatown
Mitgebracht hatte er einen Fahrer, der uns in den kommenden fünf Tagen rund 1000 Kilometer durchs Land chauffierte. Er sprach gar kein Deutsch, lächelte aber gerne, zeigte dabei seine Zahnlücken und zeichnete sich durch ein gewisses rennfahrerisches Können aus. Beim Einladen der Koffer dann die ganz große Überraschung: Anstatt, wie gebucht, den Kleinbus mit noch vier anderen Reisenden zu teilen hatten wir ihn für uns alleine. Die gesamte Reisegruppe bestand aus 10 Personen, wäre also bequem in zwei der Vehikel unterzubringen gewesen. Aber anscheinend hat der örtliche Reiseveranstalter umdisponiert. Vielleicht als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Reiseführer und Fahrer. Wir hatten also Buddy und den Fahrer für uns alleine, was oft von Vorteil war. Nur bei den besonders langen Etappen wären ein paar Mitreisende für ein Schwätzchen zwischendurch, die angenehmere Variante gewesen. Aber das ist Meckern auf eh schon überhöhtem Niveau.

Frühstück?
Also los geht’s, die Koffer verladen, und dann ab nach Chinatown. Dort lebt ein Großteil der etwa 500.000 Chinesen in Thailands Hauptstadt. Sie bilden die größte Gruppe ausländischer Einwohner in Bangkok und lassen ihren Gepflogenheiten freien Lauf. Gegen halb neun kamen wir auf einem Markt an. Raus aus dem Bus und rein ins Getümmel. Alle Wohlgerüche Thailands drohten uns zu erschlagen. Denn zu Bangkoks Super-Smog kam nun och der Geruch zahlreicher Garküchen, Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Menschen, Tiere… im wahrsten Sinne atemberaubend. Frisch gefrühstückt direkt neben gegorenen Fisch stehen zu bleiben und sich einen kaum verständlichen Kurz-Vortrag über Chinatown anzuhören, hatte seinen ganz eigenen Reiz. Immer wieder mussten wir durchfahrenden Autos ausweichen, hatte man links einen Stand genauer betrachtet, ist man rechts an zwei Garküchen vorbeigelaufen. In gewisser Weise faszinierend. Es stellte sich halt immer wieder die Frage: Wie funktioniert das alles?

Orchideen en Masse
Kurz darauf fanden wir uns auf einem wesentlich angenehmer duftenden Blumenmarkt wieder. Wobei auch hier die deutschen Maßstäbe, was das Marktgeschehen angeht, bitte nicht angelegt werden sollten. Man stelle sich einen etwas breiteren Bürgersteig vor, an dessen Hausseite die Geschäfte ihre floristischen Waren feilbieten, und an dessen Straßenseite Thailänderinnen hunderte Jasminkränze flechten. Dazwischen ein kaum 50 Zentimeter breiter Durchgang, in dem einem natürlich auch Menschen entgegenkamen. Buddy hatte da so seine spezielle Technik zum durchdrängeln, denn er schaffte es, zwischen sich und uns, mehrere Meter Abstand zu legen, dabei aber den Vortrag über Thailands Blumenwelt nicht zu unterbrechen. Die Blumenarten boten eine schier unendliche Vielfalt zu unendlich niedrigen Preisen. Ist auch gut so, denn Blumen werden in Thailand zu sehr vielen Anlässen in großer Zahl benötigt. Allein die zehntausenden Tempel müssen regelmäßig ausstaffiert werden, Geburtstage und Hochzeiten gefeiert werden. Wir nahmen uns jeder einen Jasminkranz mit. Sie gelten als Glücks- und Schutzbringer. Konnte für die Reise nichts schaden. So ausgestattet, setzten wir uns in den Bus und traten die erste längere Etappe nach Ayutthaya an.