Humoriges, Lesenswertes, Stoffeliges. Von weltbewegend bis "China, Sack Reis". Viel Spaß beim Lesen und dem Tag noch einen fairen Verlauf.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Die Dukan-Diät, Tag 2 - der Polizeieinsatz

Nach dem Schritt hinunter von der Waage murmelte ich ein stilles „Hurra“ und kratzte mich gleichzeitig am Kopf. Über zwei Kilo, was war denn da los? Die Antwort gab‘ ich mir gleich selbst: Das Wasser. Schon tagsüber musste ich meine Tätigkeiten öfters unterbrechen als sonst, aber abends dann fiel es mir schon schwer, den Filmteil zwischen zwei Werbepausen zu verfolgen. Gut, das war vielleicht etwas übertrieben, aber alle Dreiviertelstunde war’s soweit. Gut zwei Liter Flüssigkeit plus Kaffee plus Protein-Ernährung zeigten Wirkung. Das soll es aber nun auch diesbezüglich gewesen sein…

Das Frühstück fiel etwas magerer aus als vorgestern – denn den Pfannkuchen wollte ich mir diesmal als kleine Beilage für den Hackbraten aufsparen. Also nur ein Schüsselchen 0,1er-Joghurt mit Zitrone und Süßstoff und zwei Scheibchen Schinken. Das hat insgesamt nicht ganz so gut gesättigt, aber bis viertel vor eins ließ es sich aushalten, ohne dass ich selbst am eigenen Hungerast sägen musste. Ein regelmäßiger Schluck aus der Mineralwasserflasche half zusätzlich. Das Mittagessen sorgte hingegen im weiteren Tagesverlauf für eine Überraschung: Zwei Scheiben (nicht zu dünn!!!) Thymian-Hackbraten und der Pfannkuchen, bestrichen mit Frischkäse, Salz und Pfeffer, waren genug, um bis zum Abendessen ohne Hungergefühl durchzukommen. War auch gut so, denn die Stunden nach dem Mittagessen gestalteten sich mehr als abwechslungsreich und energiezehrend.

Was hat es nun mit dem Polizeieinsatz auf sich? Habe ich einen verursacht? Oder darum gebeten? Bin zufällig reingeraten? Wenn überhaupt, dann letzteres! Gewisse Vorräte im Kühlschrank neigten sich ihrem jähen Ende zu und machten einen kleinen Einkauf nötig. Der war sogar geplant, denn mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Supermarkt konnte ich mein tägliches Bewegungspensum abspulen. Vorher gönnte ich  mir einen kleinen Abstecher zu einer nahegelegenen Stallanlage, um mich dort nach einer  Box zu erkundigen, in der unser Rentnerpferd vielleicht ein neues Zuhause finden könnte. Zumindest hatte ich das so geplant. Ich radelte die Stichstraße zu den Stallungen entlang, als ich feststellte – es war nicht zu überhören – dass über mir ein Polizeihubschrauber seine Runden drehte. „Die suchen wen“, dachte ich mir und fuhr weiter in einen schmalen Feldweg hinein. Entlang an Wiesen mit Nussbäumen, unter denen ein paar wirklich schön anzusehende Pferde Schutz vor der Sonne suchten. Einige andere grasten die Weide ab, der Rest döste in der Wärme. Ich blickte zu einem kleinen Sandplatz, auf dem diverse Sprunghindernisse aufgebaut waren und hinter dem ein teilweise mit Holz verkleidetes Wohnhaus und ein Stallgebäude standen. Es fehlte noch die Ruhe der Natur, die dieses Bild zu einem Idyll hätte werden lassen können. Aber die Polizei kreiste weiter und kam sogar immer näher. Egal wen ihr sucht, ich bin’s nicht

Ich radelte also zurück und fuhr eine Querstraße weiter auf das Gelände des Hofes, in der Hoffnung, dort jemanden zu finden, der mir das Gelände und den Stall zeigt. Der Helikopter schwebte nun direkt über mir, wahrscheinlich, weil ein paar Bäume die direkte Sicht auf mich verdeckten. Gerade als ich mein Fahrrad an einen Zaun anschloss, bahnte sich durch den Krach eine Frauenstimme den Weg an mein Ohr. „Gilt das ihnen“, herrschte mich eine kleine Mittvierzigerin an. Sie musterte mich forsch und zeigte in die Luft. „Nein, nein, die suchen wohl irgendeinen Verbrecher. Im Gegensatz zu mir, ich suche eine Box für mein Pferd“, entgegnete ich freundlich. Die Frau muss wirklich gedacht haben, dass da ein polizeilich gesuchter Bösewicht auf ihren Hof gefahren ist. Ich sah ja auch etwas abgerissen aus mit meiner recht getragen aussehenden Kleidung und dem Fünftagebart. Dann entspann sich folgender Dialog:
„Was haben sie denn hier zu suchen? Wir vermieten nichts, wir sind ein Privatstall“, entgegnete sie mir, weiterhin im harrschen Kasernenhofton.
„Das wusste ich nicht, tut mir leid, ich dachte vielleicht, es ist eine Box frei.“
„Haben sie da draußen irgendwas gelesen, dass wir Boxen vermieten?“
„Das nicht, aber ich dachte mir, da das hier ja ein Stall ist, dass sie vielleicht einen Platz für mein Pferd haben.“
„Das hier ist Privatgelände, sie können doch nicht einfach hier auf den Hof kommen, ich gehe doch auch nicht auf ihr Gelände!“
Der Polizeihubschrauber kreiste inzwischen nicht mehr direkt über uns sondern suchte eine nahegelegene, frischgemähte Wiese ab.
„Das ist eine Frechheit!“ Inzwischen näherte sich eine weitere, jüngere Frau in Gebrauchs-Stallkluft und lauschte aus vermeintlich sicherer Entfernung. Mir reichte es inzwischen und ich fragte die Ältere bestimmt: „Warum sind sie denn so unfreundlich?“ Eine Sekunde lang schaute sie mich entgeistert an und fuhr dann unbeirrt meckernd fort:
„Sie kommen hier einfach auf den Hof, das gibt’s doch wohl nicht. Das ist Privatgelände!“ Diesen Umstand hatte ich nun wirklich verstanden und sagte: „Wenn sie nicht wollen, dass jemand ihr Grundstück betritt, dann müssen sie da vorne ein Tor einbauen.“
Wieder sah sie mich kurz an und gab mir abermals zu verstehen, dass sie doch auch nicht einfach auf mein Grundstück gehen würde. „Könne sie mir dann sagen, wo hier der nächste Stall ist?“ „Da oben“, sagte sie knapp und zeigte in die Richtung. „Und jetzt verschwinden sie!“ Das werde ich, dachte ich mir, aber nicht, ohne ihr noch einen einzuschenken. „Halten sie mich etwa für einen Gangster, den die Polizei mit dem Hubschrauber sucht?“ Sie schwieg. „Keine Sorge, ich lasse sie am leben.“ Kurz blickte ich zu der zweiten Frau. „Alle beide.“ Stieg auf mein Rad und fuhr davon.

Eine knappe Viertelstunde dauerte der Weg zum Supermarkt, während der ich meistens vor mich hin grinste und mich fragte, ob die wirklich dachte, dass ich ein böser Bube bin und deshalb so unfreundlich war. Ich glaube halt immer noch an den guten Kern in jedem Menschen. Ein Gespräch später am Nachmittag mit einem befreundeten Nachbarn brachte Aufklärung. Nein, meinte er, die Dame hätte mich sicher auch ohne Polizeihubschrauber angemeckert, das läge in ihrem Naturell. Von mir aus.

Das Abendessen bestand übrigens aus einer Hähnchenpfanne aus der Tiefkühltruhe, von deren Bestandteilen wir die krosse, lecker duftende Haut schweren Herzens entfernten und den Rest mit dem verbliebenen Genuss aufaßen. Dazu reichlich Wasser – das Fahrradfahren war eine schweißtreibende und humorfördernde Angelegenheit – und etwas Joghurt zum Nachtisch. Ich werde wohl noch ein Fan dieser weißen Masse. Und der Gang heute Morgen auf die Waage zeigte: 102,4 Kilogramm. Yes!




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